Es gibt wieder Zinsen
Süddeutsche Zeitung
Erstmals seit fast drei Jahren werfen zehnjährige Bundesanleihen wieder Zinsen ab. Doch wann profitieren auch Sparer davon? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Das hat es lange nicht gegeben: Erstmals seit fast drei Jahren sprang die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen am Mittwoch über null Prozent. Damit gibt es für Anleger wieder Geld für einen Kredit an den Staat. Von einer nachhaltigen Zinswende wollen Experten aber nicht sprechen. Es werde noch Jahre dauern, bis auch Sparer wieder spürbare Zinsen erhalten.
Wie stark sind die Zinsen für deutsche Staatsanleihen gestiegen?
Am Dienstagmorgen notierten zehnjährige Bundesanleihen bei plus 0,025 Prozent, das erste Mal seit Mai 2019. Damit geht eine lange Phase mit negativen Zinsen - in der Anleihewelt spricht man von "Renditen" - vorbei. Auf dem Tiefpunkt im März 2020 betrug das Minus sogar 0,84 Prozent. Bundesanleihen mit kürzeren Laufzeiten als zehn Jahre notieren aktuell aber weiter negativ. Das bedeutet: Anleger bekommen keinen Zins von der Bundesregierung, sondern zahlen drauf.
Warum sind die Zinsen gestiegen?
"Der Anstieg ist eine Reaktion des Marktes auf die hohe Inflation", sagt Elmar Völker, Anleihenexperte der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Dadurch rentieren sich Anleihen für Anleger weniger, sie verkaufen die Papiere. Der Kurs der Anleihen sinkt, das bedeutet, dass die Rendite automatisch nach einer mathematischen Formel steigt. Verstärkt wurde es dadurch, dass sich die Corona-Lage zuletzt scheinbar entspannt hat. Dadurch sind Anleihen als sicherer Hafen weniger gefragt. Der Trend kommt vor allem aus den USA, wo die erste Leitzinserhöhung kurz bevorsteht. Für Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, gesellt sich inzwischen noch ein weiterer Faktor hinzu, denn "die Märkte rechnen bereits im Herbst mit einer Zinserhöhung durch die Europäische Zentralbank (EZB)". Höhere Zinsen der Notenbank bedeuten höhere Renditen für Anleihen.