"Es gibt ein Muster, das sich hier abzeichnet"
n-tv
Der aktuelle Ausbruch der Affenpocken zeigt bisher Ungewohntes: Erstmals stecken sich auch Menschen außerhalb Afrikas mit dem Virus an. Hat der Erreger sich womöglich verändert und besser an den Menschen angepasst? Schließlich sind Affenpocken seit den späten 1950er Jahren bekannt, doch bisher blieben sie in Afrika. Wird sich das nun ändern? Über die Gefahren einer scheiternden Eindämmung des Virus und den gefährlichen Trend zu tierischen Erregern spricht ntv.de mit dem Virologen und Zoonose-Experten Thomas Mettenleiter.
ntv.de: Herr Mettenleiter, die gemeldeten Affenpocken-Fälle weltweit mehren sich. Handelt es sich um einen neuen, gefährlichen Erreger, oder bekommt er lediglich mehr Aufmerksamkeit, weil die Menschheit nach der Corona-Pandemie sensibilisiert ist?
Thomas Mettenleiter: Affenpocken sind nichts Neues, dieses Pockenvirus ist seit 1958 bekannt. Die weitaus meisten Ausbrüche und Übersprünge auf den Menschen finden in Afrika statt, wo auch das natürliche Reservoir vermutlich in Nagetieren oder Hörnchenarten existiert. Allein in der Demokratischen Republik Kongo sind in den letzten Monaten über tausend solcher Fälle bekannt geworden. Neu ist aber, dass es auch außerhalb von Afrika zu Infektionsketten kommt. Es gab zwar schon kleinere Ausbrüche, 2003 zum Beispiel in den USA. Aber dass es jetzt diese Ausmaße angenommen hat, auch über unterschiedliche Kontinente hinweg, ist schon eine neuartige Situation. Offensichtlich hat es diesmal einen Menschen getroffen, der den Erreger aus Afrika wahrscheinlich in das Vereinigte Königreich gebracht hat, wo das Virus dann in eine bestimmte Population gelangte, die ihm jetzt eine leichtere Ausbreitung erlaubt.
Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat gesagt, es gäbe zwei mögliche Erklärungen für das neue Verbreitungsmuster. Eine sei, dass das Affenpocken-Virus womöglich besser an den Menschen angepasst sei. Sehen Sie Hinweise dafür?