"Es braucht Jahre, bis man eine Hauptfigur spielen kann"
Süddeutsche Zeitung
1000 handgefertigte Puppen gehören zum Repertoire des renommierten Tölzer Marionettentheaters, doch nur acht Spieler haben die Fäden in der Hand. Über eine Kunst, die für ihr Überleben nicht nur moderne Technik braucht, sondern auch neue Fans hinter der Bühne.
Der Brandner Kaspar ist ein sympathischer Kerl. Verschmitzt schaut er unter seinen buschigen Augenbrauen hervor, fesch in weißem Hemd und grauer Strickjacke. Im Marionettentheater Bad Tölz ist er der Publikumsliebling. Die Witwe des bayerischen Volksschauspielers Fritz Straßner habe nach einer Begegnung mit dem Kaspar einmal gesagt: "Der schaut ja aus wie mein Mann", erzählt Albert Maly-Motta. Er leitet zusammen mit Karl-Heinz Bille das Puppentheater. Noch baumelt der Brandner Kaspar an einem Haken und grinst vor sich hin. Zwei Kilo wiegt die hölzerne Figur, und wer sie spielen will, muss zuerst über eine steile Leiter hinter der Bühne hinauf zur Spielbrücke steigen. Doch so spannend es hinter den Kulissen auch ist, die Brücke besteigen nur wenige. Denn immer weniger junge Menschen wollen das Marionettenspiel ausüben. Um die Zukunft des Marionettentheaters zu sichern, suchen die Leiter Verstärkung: Ehrenamtliche Mitspieler genauso wie kreative Menschen, die sich beim Puppenbau einbringen wollen.