
Enttäuschte Hoffnungen und ein lauernder Trump
n-tv
Für viele Amerikaner markierte der Einzug Joe Bidens ins Weiße Haus vor einem Jahr das Ende eines Alptraums. Von der Begeisterung ist allerdings nicht mehr viel geblieben. Mit jedem Misserfolg Bidens wird eine erneute Kandidatur von Donald Trump wahrscheinlicher.
Unter Donald Trumps Gegnern herrschte nach der Wahl in den USA fast grenzenlose Begeisterung: "Unser langer nationaler Alptraum ist vorüber", hieß es damals in einem Kommentar der "Washington Post" zum Sieg von Joe Biden. Vor einem Jahr, am 20. Januar 2021, löste der Demokrat den Republikaner Trump im Weißen Haus ab. Die Aufbruchsstimmung ist inzwischen der Ernüchterung gewichen. In Umfragen finden nur noch etwas mehr als 42 Prozent der Amerikaner, dass Biden einen guten Job macht. Von allen US-Präsidenten seit dem Zweiten Weltkrieg kam nach knapp einem Jahr im Weißen Haus nur Trump auf ein schlechteres Ergebnis - und die Differenz schrumpft.
Biden war mit einer Botschaft der Aussöhnung angetreten. "Nicht jede Meinungsverschiedenheit muss ein Grund für totalen Krieg sein", sagte der Demokrat in seiner Rede bei seiner Vereidigung. "Lasst uns neu anfangen." Während der Neuanfang verpufft ist, haben sich die Fronten zwischen den Lagern verhärtet. In einer Umfrage der Universität Quinnipiac vor dem Amtsjubiläum sagten 49 Prozent der Amerikaner, Biden trage eher zur Spaltung des Landes bei, das Gegenteil meinten nur 42 Prozent. Mehr als die Hälfte (53 Prozent) rechnet damit, dass sich die politische Spaltung verschärfen wird.
Bidens schlechte Umfragewerte hängen mit der anhaltenden Corona-Pandemie zusammen, sind aber auch eine Folge seiner durchwachsenen Bilanz. Nach seiner Amtsübernahme legte er zunächst einen fulminanten Start hin, und einige seiner Versprechen konnte er schnell erfüllen. Schon am ersten Tag im Weißen Haus leitete er die Rückkehr der USA zum Klimaschutzabkommen von Paris ein und stoppte den Austritt des Landes aus der Weltgesundheitsorganisation WHO.
