
Energie: Wegen gestiegener Preise verlieren viele ihren Versorger
Frankfurter Rundschau
Weil Discount-Anbieter ihre Verträge nicht mehr erfüllen können, fallen viele Kunden in die teurere Grundversorgung. Die Rüsselsheimer Stadtwerke ziehen jetzt ihre Konsequenz daraus.
Wegen „Turbulenzen auf dem Energiemarkt“ nehmen die Stadtwerke Rüsselsheim keine Neukunden mehr an. Das teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Deswegen werden derzeit auf der Homepage auch keine Angebote für neue Gas- und Stromkunden angezeigt. Bisherige Neukundentarife seien weggefallen. „Auch wir müssen die Reißleine ziehen und können niemanden mehr annehmen“, erklärt der Geschäftsführer der Stadtwerke, Hans-Peter Scheerer. „Die Beschaffungskosten für Gas und Strom sind in einem Maße gestiegen, wie es noch nie zu erleben und in dieser Größenordnung nicht vorherzusehen war.“ Würden die Stadtwerke weiterhin Lieferverträge abschließen, müsste man für jeden neuen Kunden noch Geld drauflegen.
Im Dunkeln und Kalten müsse dennoch niemand sitzen, denn die Grundversorgung für Gas und Strom bleibe bestehen. Dass es in jedem Gebiet einen Grundversorger gibt, ist gesetzlich geregelt. In diesen Tarif wechseln Menschen automatisch, wenn etwa ihr bisheriger Anbieter wegfällt. Die Grundversorgung ist jedoch in der Regel teurer. In Rüsselsheim sind die Stadtwerke zur Grundversorgung verpflichtet. Der Tarif dafür werde allerdings für neue Kunden „drastisch“ angehoben, so das Unternehmen. Der Arbeitspreis für Strom steige jetzt von 34,87 Cent auf 54,48 Cent je Kilowattstunde und der Grundpreis von 10,11 Euro auf 12,00 Euro monatlich. Der Gaspreis wurde bereits zum 1. Dezember angehoben.
Weil derzeit mehrere Energieversorger ihre Kunden und Kundinnen nicht mehr beliefern können oder schon Insolvenz angemeldet haben, seien viele bereits zu den Stadtwerken in die Grundversorgung gefallen. Allein vom Anbieter Stromio seien in Rüsselsheim 764 Kunden übernommen worden, weil sie plötzlich ohne Stromversorger da gestanden hätten, berichtet Thomas Gapp, Bereichsleiter Kunden und Vertrieb. Beim Gas sehe es nicht besser aus: Von der Grünwelt-Energie beziehungsweise Gas.de seien 270 Kunden in die Grundversorgung der Stadtwerke gefallen. Optima, Fulmina, Neckermann- Strom und enQu seien weitere Unternehmen, die der Versorgung aktuell nicht nachkämen und deren Kund:innen sich nach einem neuen Anbieter umsehen müssten oder in der Grundversorgung landeten.













