
Elon Musks Sieg ist kein Triumph, sondern ein Warnsignal
n-tv
Elon Musk hat gewonnen. Die Tesla-Aktionäre haben das exorbitante Vergütungspaket für den in ihrer Vorstellung unersetzbaren Konzernchef durchgewinkt. Es zeigt: Wer mächtig und dreist genug ist, Angst zu machen, bekommt alles, was er will.
Wer das Spiel mit der Angst beherrscht, beherrscht die Märkte. Das hat Elon Musk eindrucksvoll bewiesen. Die Entscheidung der Aktionäre auf der Tesla-Hauptversammlung in Texas, ihn mit einem möglichen Bonus von bis zu einer Billion Dollar auszustatten, soll den CEO an das Unternehmen binden, das er seit 2008 leitet. Doch was als Leistungsanreiz verkauft wird, ist in Wahrheit ein Beweis seiner Macht. Tesla gesteht damit ein, dass es ohne Musk keinen Plan B gibt - und ermöglicht ihm damit, das Unternehmen offen mit seinem Abgang zu erpressen, sollte er nicht bekommen, was er verlangt.
Gestern hat die Furcht gesiegt, es ging nicht um Leistung. Wer Stimmrechtsberater als "Unternehmensterroristen" beschimpft, zeigt, wo der Hammer hängt. Allen Beteiligten - auch denjenigen, die für Musks Vergütungspaket gestimmt haben - ist längst klar, dass die Governance bei Tesla nicht oder zumindest anders funktioniert. Der Verwaltungsrat steht unter Musks Kontrolle - entgegen jedem Prinzip der Führung durch Eigentümer. Tesla und Musk sind dadurch untrennbar miteinander verbunden. Ein Zustand, der alles andere als gesund ist.
Seine Unterstützer verweisen zur Verteidigung auf ambitionierte Ziele, die Musk erreichen muss: eine Marktkapitalisierung von 8,5 Billionen Dollar, eine Million Robotaxis und eine Million humanoide Roboter. Doch diese Visionen sind weniger eine Strategie als eine Erzählung, die den Mythos des genialen Ausnahmeunternehmers nähren soll. Musk verkauft keine Zukunft, er verkauft Glauben.
