Elon Musk plant drei "Starship"-Flüge pro Tag
Süddeutsche Zeitung
Space-X möchte die Transportpreise deutlich senken und treibt seine Pläne für eine Besiedlung des Mars voran. Für den Erststart des neuen Raumschiffs ins All steht aber noch die Genehmigung aus.
Mancher Schauspieler hat auch nach Jahrzehnten Bühnenerfahrung noch Lampenfieber, Space-X-Chef Elon Musk klagt über andere Momente, in denen sein Adrenalinspiegel nach oben schießt. "Ich habe immer noch so etwas wie ein Start-Trauma", bekannte er am Donnerstag: "Jedes Mal, wenn die Rakete abhebt, sehe ich einfach alle Möglichkeiten, wie sie scheitern könnte." Dies trotz bisher 144 erfolgreicher Starts seiner Raketen, wie er später sagte.
Musk wird dieses Trauma wohl noch öfter durchleben müssen, zumal der Milliardär mit seinem Raumfahrtgeschäft jetzt eigentlich erst richtig loslegen will. Erstmals seit rund zwei Jahren gab er am Donnerstagabend Ortszeit am Startplatz im texanischen Boca Chica am Golf von Mexiko einen tieferen Einblick in seine Space-Pläne. Diese klingen auch für Brancheninsider recht anspruchsvoll und kulminieren weiterhin darin, mit dem Riesenraumschiff Starship den Mars zu besiedeln.
Vor der Kulisse der 120 Meter hohen Stahl-Rakete gab sich Musk optimistisch, das Starship in diesem Jahr erstmals in den Erdorbit schießen zu können. Dass für ihn damit ein Zeitalter beginnt, in dem Raketen zum Massentransportmittel werden könnten, ist für ihn reine Mathematik: Würde ein Passagierflugzeug nach jedem Flug verschrottet werden, würde ein Flugticket 200 Millionen Dollar kosten, rechnete er vor. Sein Rezept sind Wiederverwendbarkeit und eine hohe Startrate: Ein Starship soll bis zu dreimal am Tag abheben und "wahrscheinlich alle sechs bis acht Stunden wieder eingesetzt werden", sagte er. Ziel sei es, den Preis für einen Start mit 100 Tonnen Nutzlast auf weniger als zehn Millionen Dollar zu drücken. Solche Kapazitäten seien auch für eine Mars-Stadt nötig. Die Falcon 9, das jetzige Arbeitspferd von Space-X, die zehn bis 20 Tonnen transportieren kann, kostet etwa 65 Millionen Dollar.
Auch wenn das Starship zunächst für die Nasa wieder Astronauten zum Mond bringen soll, wofür die US-Weltraumbehörde 2,9 Milliarden Dollar überweist - das eigentliche Ziel Musks ist weiterhin der rote Planet. "Ich denke, man braucht ungefähr eine Million Tonnen (Fracht) auf dem Mars, um eine sich selbst versorgende Stadt zu haben", erläuterte er. Das klingt anspruchsvoll, weil ein Starship, das dreimal am Tag abhebt, innerhalb eines Jahres etwa 110 000 Tonnen Fracht in den Erdorbit bringen kann, wie er sagte. Zum Mars wäre die Kapazität allerdings wegen des mitgeführten Treibstoffs deutlich geringer, sodass wohl langfristig Tausende Starship-Flüge nötig wären, um den Mars zu besiedeln.
Zunächst muss Musk jedoch recht irdische Probleme meistern: Um von seiner Starbase in Boca Chica aus starten zu dürfen, braucht er die Umweltverträglichkeitsgenehmigung der US-Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration (FAA). Er habe einen "groben Hinweis" darauf, dass es im März klappen könnte, sagte er - hat aber auch einen Plan B in der Tasche. Notfalls werde das Starship eben von Cape Canaveral in Florida aus starten, allerdings dauere es dann noch mal bis zu acht Monate, um die Startvorrichtungen zu bauen. Die dortige Genehmigung hat er bereits, weil er mehrere Startplätze braucht, darunter auch auf Meeresplattformen: Seine Langzeitvision sieht sogar zehn Raketen vor, die täglich dreimal starten.
