
"Eine emotionslose Maschine - genau, was Peking will"
n-tv
Unter der Leitung von Sicherheitschef John Lee knüppelt Hongkongs Polizei seit 2019 alles brutal nieder, was zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Am Sonntag soll Lee zum neuen Regierungschef der Stadt gewählt werden.
Ted Hui erinnert sich noch gut an John Lee und dessen Lageberichte vor dem Parlament in Hongkong. Die Atmosphäre sei angespannt gewesen, "fast feindlich". Damals, im zweiten Halbjahr 2019, sprach Lee als Sicherheitschef der Metropole zu den Abgeordneten, zu denen auch Hui noch gehörte, der heute aber im Exil in Australien lebt. Millionen Menschen waren damals auf die Straße gegangen, um gegen ein Gesetz zu protestieren, das die Auslieferung von Hongkonger Bürgern an chinesische Strafverfolgungsbehörden ermöglichen sollte.
Das geplante Gesetz war nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Im Kern ging es den Menschen um die Verteidigung ihrer Bürgerrechte. Sie protestierten gegen den wachsenden Einfluss der Kommunistischen Partei Chinas auf die lokale Politik. "Wir Demokraten forderten Lee lautstark dazu auf, Stellung zu beziehen zu den Vorwürfen und den Forderungen der Demonstranten. Aber Lee ist jeder verbalen Auseinandersetzung mit uns aus dem Weg gegangen, hat seinen Text verlesen und ist wieder gegangen", sagt Hui ntv.de.
Alles spricht dafür, dass dieser John Lee am kommenden Sonntag zum neuen Hongkonger Regierungschef gewählt wird. Er ist zum einen der einzige Kandidat, der sich auf die Nachfolge der scheidenden Carrie Lam beworben hat, und genießt die offizielle Unterstützung Pekings. Zum anderen haben sich bereits mehr als die Hälfte der 1454 Mitglieder des Wahlkomitees öffentlich für Lee ausgesprochen. Er benötigt die absolute Mehrheit von 728 Stimmen zum Sieg.
