Ein Putin-Freund für über 100 "Neonazis"
n-tv
Russland lässt 215 Kriegsgefangene frei, die Ukraine schickt 55 russische Soldaten zurück nach Russland - und einen ukrainischen Oligarchen. "Wie soll man das irgendwem erklären?", fragt ein russischer Kriegskorrespondent.
Die vom russischen Präsidenten Wladimir Putin am Mittwochmorgen verkündete Teilmobilmachung hat russische Kriegspropagandisten, die schon länger für ein härteres Vorgehen im Angriffskrieg gegen die Ukraine werben, zum Jubeln gebracht. Am späten Abend wartete auf sie jedoch eine große Enttäuschung. Denn Russland und die Ukraine haben ihren bis dahin bedeutendsten Gefangenenaustausch durchgeführt. Dabei geht es nicht nur um reine Zahlen, sondern vor allem um Figuren, die von beiden Seiten ausgetauscht wurden.
Im Rahmen des Austauschs konnte die Ukraine insgesamt 215 Personen befreien. Hinter dieser Zahl stecken nicht etwa nur ausländische Soldaten, die teilweise von der sogenannten Volksrepublik Donezk zum Tode verurteilt wurden, sondern auch 108 Soldaten des Asow-Regiments sowie fünf Kommandeure, die an der Verteidigung des Asow-Stahlwerks in Mariupol beteiligt waren, darunter Denys Prokopenko und Swjatoslaw Palamar vom Asow-Regiment und Serhij Wolynskyj von der 36. Marineinfanteriebrigade, die von der russischen Propaganda stets zum Gesicht der angeblichen "Neonazis" der Ukraine stilisiert wurden.
Anders als die anderen Asow-Soldaten dürfen Prokopenko, Palamar und Wolynskyj bis Kriegsende allerdings nicht in die Ukraine zurückkehren. Im Rahmen der sogenannten Extraktionsprozedur bleiben sie vorerst in der Türkei und werden sich dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zufolge "in der völligen Sicherheit und unter dem persönlichen Schutz des Präsidenten der Türkei" befinden. "Um diese Menschen haben wir am längsten und am schwierigsten gekämpft", betonte Selenskyj.