Ein neuer Topentscheider begeistert im DHB-Krimi
n-tv
Lukas Mertens macht für die deutsche Handball-Nationalmannschaft zum richtigen Zeitpunkt ein "Riesenspiel": Gegen Serbien ebnet der Linksaußen dem DHB-Team einen leichten Weg durch die Weltmeisterschaft. Daran ändert auch ein Fauxpas des 26-Jährigen nichts.
33 Gegentore kassiert die deutsche Handball-Nationalmannschaft im so wichtigen WM-Vorrundenspiel gegen Serbien. Und 33 Tore, das sind viel zu viele. Eigentlich. In seiner langen Geschichte hat das DHB-Team nämlich überhaupt noch nie ein Weltmeisterschaftsspiel gewonnen, in dem es nach 60 Minuten mehr als 30 Tore kassiert hatte. 2023 war es nun so weit, weil in einem wilden Scheibenschießen die deutsche Mannschaft das ganze Spiel führte und am Ende einen knappen Vorsprung ins Ziel rettete. 34 Tore mussten es sein. Es reichte, weil Torwart Joel Birlehm in den letzten zehn Minuten vier frei Würfe hielt und weil mit Lukas Mertens einer eine Traumquote lieferte, den man zuvor noch nicht als Topentscheider im Ensemble von Bundestrainer Alfred Gislason auf dem Zettel hatte.
Sieben Versuche, sieben Treffer: Mehr Effektivität auf höchstem Niveau geht nicht und vor allem für Außen ist das eine Wunderquote. Die Spieler müssen innerhalb von Sekundenbruchteilen entscheiden, ob sie mit dem Ball in der Hand zum Wurf in den Kreis fliegen. Drei schnelle Schritte maximal, ein kurzer Flug, null Zeit zum Zaudern. Ist die Entscheidung getroffen, gibt es kein Zurück mehr. Landen sie im Kreis, ist der Ball weg. Beim Gegner oder im Tor. Das Tor aber ist nirgendwo auf dem Feld kleiner als von außen, der Winkel, der sich öffnet, variiert je nach Flugbahn. Tore von außen zu erzielen, ist sehr, sehr kompliziert - "besonders wenn man weiß, dass er in der ersten Halbzeit viermal mit einem relativ kleinen Winkel gegen Vladimir Cupara geworfen und alle sehr souverän reingehauen hat", sagte Bundestrainer Gislason bei Sport1 nach dem Spiel über seinen Linksaußen und ergänzte: "Cupara ist einer der Besten der Welt von außen. Mertens macht ein Riesenspiel."
Seit dem Abschied von Uwe Gensheimer, der unbestritten einer der besten Linksaußen der Welt war, sehnt man sich im DHB-Team nach einer Dauerlösung draußen auf dem linken Flügel. Gensheimer hatte nach der Weltmeisterschaft 2021 seine oft unglückliche Nationalmannschaftskarriere beendet, danach versuchten sich mit Matthias Musche und Marcel Schiller zwei erfahrene Leute auf der Position, ohne sich fest spielen zu können. Schiller hatte sich in der laufenden Bundesligasaison verletzt, wurde wieder fit - und später zu einem der "Härtefälle" bei der Nominierung. Gislason setzte auf Lukas Mertens als klare Nummer eins, der weit erfahrenere Schiller musste ganz zu Hause bleiben - und soll darüber überhaupt nicht begeistert gewesen sein.