Ein dunkler Schatten legt sich über den Fußball
n-tv
Die blutigste Weltmeisterschaft der Geschichte beginnt. In Katar laufen viele Sachen schief und die FIFA begeht den endgültigen Ausverkauf des Fußballs, aber macht auf Weltretter. Es bedarf bei diesem Turnier besonders kritischer Beobachtung - aber ohne Fingerzeig von oben herab.
Nun ist sie also da. Die Fußball-Weltmeisterschaft, um die es seit mehr als einer Dekade Diskussionen gibt. Die so viele nicht haben wollten. Und über der seit der Vergabe im Jahr 2010 ein dunkler Schatten liegt. Die teuerste WM, die es je gab. Die kontroverseste WM. Die am meisten kritisierte WM. Das Fußball-Turnier in Katar.
Herzlich willkommen zum 220 Milliarden US-Dollar teuren Bankrottprojekt der FIFA. Doch diese WM kostet nicht nur Banknoten; viele Menschen mussten mit ihrer Gesundheit oder gar ihrem Leben bezahlen, damit Fans aus der ganzen Welt jetzt einem Spiel mit einem Ball zujubeln dürfen. Mindestens 6500 Wanderarbeiterinnen und Wanderarbeiter starben beim Bau der WM-Infrastruktur (unter anderem Stadien, ein Flughafen, Straßen, öffentliche Verkehrsmittel und etwa 100 Hotels). Anhand der 169 bei der WM in Russland erzielten Treffer ergäbe das für jedes geschossene Tor 39 Menschenleben. Amnesty International berichtet gar von 15.000 toten Arbeiterinnen und Arbeitern in Katar seit der Vergabe des Turniers an den Wüstenstaat. Es steht fest: Dies ist auch die blutigste WM, die es je gab.
Menschenhandel, moderne Sklaverei, das Kafala-System: Neue Reformen im Land sind Menschenrechtsorganisationen nicht ausreichend, werden oftmals nicht konsequent durchgesetzt und kommen erst, nachdem Tausende gestorben sind. Besonders Arbeitsmigrantinnen in Haushalten sind weiterhin bedroht und ungeschützt und ihr Kampf ist kaum sichtbar. Ihnen bleibt der Schutz von neuen Institutionen weiter verwehrt und können bei Misshandlungen nur unter großer Gefahr fliehen. Auch der DFB muss sich fragen: Betreibt man eine Art Image-Aufpolierung des Regimes von Katar oder geht man aktiv Aktionen an und spendet etwa WM-Prämien in einen eigens für die Leidenden und ihre Familien ins Leben gerufenen Fonds?