Ecuador in der Gewaltspirale
DW
Ecuadors Präsident Guillermo Lasso verhängt den Ausnahmezustand in seinem Land und verkündet einen entschlossenen Kampf gegen die Gewalt der Drogenkartelle. Doch Beobachter vermuten auch ganz andere Gründe.
Es sollte ein schöner Ausflug in ein Eiscafé werden. Der elfjährige Sebastián stand gerade am Tresen, die Eltern saßen mit der kleinen Schwester an einem Tisch. Plötzlich fielen die Schüsse. Zwei Kriminelle lieferten sich an der Straßenecke vor dem Eiscafé einen Schusswechsel mit der Polizei. Der Vater brachte seine Tochter unter den Tisch in Sicherheit und rief nach seinem Sohn. Sebastián versuchte noch seine Mutter zu erreichen, als ihn die tödliche Kugel traf. Dieser Vorfall geschah am vergangenen Sonntag in der Hafenstadt Guayaquil.
In den vergangenen Monaten hat die Gewalt in Ecuador deutlich zugenommen. Zwischen Januar und Oktober dieses Jahres wurden in dem südamerikanischen Land laut Regierung fast 1900 Tötungsdelikte (elf pro 100.000 Einwohner) registriert. 2020 waren es im gesamten Jahr knapp 1400. Hauptursache der Gewalt ist die zunehmende Präsenz von rivalisierenden mexikanischen Drogenkartellen und der Kampf um die Vorherrschaft auf den Transitwegen des internationalen Drogenhandels. Mit seiner Lage zwischen den bedeutenden Drogenproduzenten Kolumbien und Peru ist Ecuador eine wichtige Drehscheibe für den Drogenschmuggel in die USA und nach Europa.