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Dynamos Lichtgestalt

Dynamos Lichtgestalt

Süddeutsche Zeitung
Wednesday, January 19, 2022 03:17:45 PM UTC

Sie nannten ihn "den Beckenbauer des Ostens". Doch der im Alter von nur 70 Jahren verstorbene Dixie Dörner war mehr als das. Er war die vielleicht prägendste Figur des Fußballs eines verschwundenen Landes namens DDR.

Fußballer behaupten gern, dass sie auf allen Positionen spielen können. Oder da spielen, wo der Trainer sie hinstellt. Doch nur wenige konnten das mit derart soliden Argumenten vortragen wie Hans-Jürgen "Dixie" Dörner: Er konnte nachweislich auf allen Positionen spielen. Als er, kurz vor seinem Debüt als A-Nationalspieler der DDR (0:1 gegen Chile) im Jahr 1969 am Juniorenturnier der Uefa teilnahm, wurde er als zweiter Torwart gemeldet.

Auch später, als er sich längst angeschickt hatte, eine Legende der SG Dynamo Dresden und des DDR-Fußballs zu werden, kam das mitunter vor. Richtig groß wurde Dörner freilich nicht als Keeper. Sondern als Libero - eine Position, die ihm DDR-Auswahltrainer Georg Buschner übertrug, obschon er seine Zweifel hatte. "Etwas zu klein, nicht kopfballstark genug, mit einem Hang zum Elegant-Lässigen", war die Umschreibung, die Buschner für Dörner fand. Und die jetzt, da er verstorben ist, noch viel absurder ist, als sie zu Lebzeiten Dörners schon war.

Dynamo Dresden trauert um seinen Ehrenspielführer. Dörner lief in 558 Partien für den Klub und in 100 Länderspielen für die DDR auf. Er verstarb im Alter von 70 Jahren.

Der "Beckenbauer des Ostens" wurde Dörner genannt, mit der gleichen Selbstverständlichkeit, mit der Joachim Streich als "der Gerd Müller der DDR" durchgeht. Als hätten Dörner und Streich nicht mit eigenem Licht gestrahlt. "Beckenbauer des Ostens? Alles Pfeffer", sagte der ehemalige Bundesliga-Trainer Ede Geyer am Mittwoch, kaum, dass die Nachricht vom Tode seines früheren Mannschaftskameraden Dörner bekannt wurde.

Geyer brauchte seine Zeit, um sie zu verdauen: "Er war eine überragende Persönlichkeit, ein fantastischer Fußballer und ein noch feinerer Mensch." Dörner selbst sagte einmal, dass ihm die Bezeichnung einst geschmeichelt habe, später dann nicht mehr so sehr: "Ich dachte, ich bin ich." Und das war er. Eine Ausnahmeerscheinung des Fußballs in einem verschwundenen Land namens DDR.

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