
DW-Exklusiv: Das deutsche Betongold der Familie Nasarbajew
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Die Familie des kasachischen Ex-Präsidenten Nasarbajew investierte jahrelang in deutsche Luxusimmobilien, wie DW-Recherchen zeigen. Wird Deutschland zum "sicheren Hafen" für den Abgang eines Autokraten?
Fresken, majestätische Leuchten und Stuck, mit Edelholz verkleidete Decken - das Interieur von Schloss Seelach beeindruckt. Die wenigen Eingeweihten, die das Anwesen von innen sehen durften, sprechen vom herausragendsten Prestigeobjekt, das von den Neureichen aus dem Osten in Baden-Baden gebaut wurde. Die traditionsreiche Kurstadt mit historischen Bezügen zum russischen Zarenreich ist seit Jahrzehnten ein Sehnsuchtsort für Multimillionäre aus dem postsowjetischen Raum.
Im 19. Jahrhundert war Schloss Seelach die Sommerresidenz von Geheimrat Michail Chreptowitsch, einem geachteten russischen Diplomaten. Jahrzehntelang stand das imposante Haus leer und verfiel, bis es, so die Lokalpresse, von "kasachischen Investoren" gekauft und detailgetreu wiederaufgebaut wurde.
Knapp zehn Jahre lang gestalteten die Schlossherren aus Kasachstan das Anwesen nach ihrem Gusto: neben dem historischen Schloss entstanden mehrere große Wohnhäuser, dazu ein weitläufiger Park mit Springbrunnen und ein teils unterirdischer Wellnesstempel - 1000 Quadratmeter groß. Die Glaskuppel über dem 25-Meter-Schwimmbecken des Spa-Bereichs ist auf Satellitenbildern unübersehbar.
Mindestens 60 Millionen Euro flossen in den Bau des Anwesens Schloss Seelach, das vor etwa zwei Jahren fertiggestellt wurde. Wie Einträge im deutschen Handelsregister dokumentieren, wurde um diese Summe sukzessive das Stammkapital der Firma Schloss Seelach Invest GmbH erhöht, die das Anwesen besitzt und verwaltet. "Da wurde geklotzt, nicht gekleckert", sagte ein Gesprächspartner aus Baden-Baden, der den Bau vor Jahren mitbegleitete. Der Baufortschritt, erzählt er, wurde penibel mit zahlreichen Fotos dokumentiert, die an die Eigentümer in Kasachstan gingen. "Einmal waren sie mit einem Fresko unzufrieden. Alles musste neu gemacht werden, nachdem 150.000 Euro bereits bezahlt wurden", so ein Eingeweihter, der seinen Namen nicht in der Presse lesen will.
Neben Schloss Seelach, so zeigen DW-Recherchen, gehören den kasachischen Investoren drei weitere Objekte in der Region, darunter herausragende Architekturdenkmäler: die im Stil des Historismus Anfang des 20. Jahrhunderts gebaute ehemalige Villa des Architekten Gustav Stroh und das Schlosshotel Bühlerhöhe. Insgesamt sind für alle vier Villen mehr als 100 Millionen Euro geflossen, wie Firmenunterlagen aus dem Handelsregister belegen.
