
Dokumentationszentrum zum NSU-Komplex in Chemnitz eröffnet
n-tv
Sachsen war einst Rückzugsort der NSU-Terroristen. In Chemnitz gibt es nun einen neuer Lern- und Erinnerungsort zu den Opfern des rechten Terrors. Auch Betroffene ergreifen zur Eröffnung das Wort.
Chemnitz (dpa/sn) - "Kein Schlussstrich" unter die mörderischen Taten des sogenannten Nationalsozialistischen Untergrundes (NSU) - das war das Motto zur Eröffnung des neuen Dokumentationszentrums. Es soll fortan in Chemnitz an die Opfer des rechten Terrors, an Hintergründe und das Versagen der Sicherheitsbehörden erinnern. Es widmet sich aber zugleich Aufgaben, die sich für eine wehrhafte Demokratie ergeben. Bei der Einweihung am Mittag wurden laut die Namen aller zehn Opfer des NSU verlesen.
Zur Eröffnung ergriffen auch Betroffene das Wort. Gamze Kubaşık, deren Vater Mehmet am 4. April 2006 von den NSU-Terroristen in Dortmund ermordet wurde, nannte die Einrichtung des Zentrums längst überfällig und hielt auch die Wahl des Ortes für richtig. "Denn Chemnitz ist nicht irgendein Ort." Der NSU habe sich hier über Jahre hinweg bewegt. "Hier fanden die Täter Schutz. Hier wurden sie gedeckt. Hier konnten sie sich über Jahre hinweg unbehelligt verstecken. Das ist ein Teil der Geschichte dieser Stadt."
Abdulla Özkan, Betroffener des Nagelbombenanschlages am 9. Juni 2004 in Köln sagte: "Diese Tat hat nicht nur mein Leben, sondern das vieler Menschen in unserer Gemeinschaft für immer verändert." Man dürfe nicht vergessen, dass die Verantwortung für solche Taten auch bei der Politik liege. Es reiche nicht aus, nur zu dokumentieren. "Wir dürfen nicht vergessen, was auch Teil unserer Realität war und ist: Warum wurden die Täter des NSU nicht früher ermittelt? Warum hat man jahrelang weggesehen, vertuscht und versagt?"
