documenta: Direktorin Schormann verteidigt Vorgehen
DW
documenta-Chefin Sabine Schormann hat ihr Vorgehen im Antisemitismus-Skandal bei der documenta verteidigt - unter anderem mit Verweis auf die Kunstfreiheit.
Sie meldete sich längere Zeit nicht zu Wort, während der Konflikt um die documenta 15, der Antisemitismus vorgeworfen wird, dieser Tage weiterging.
Am Dienstagabend aber veröffentlichte die Generaldirektorin der Weltkunstschau, Sabine Schormann, eine Erklärung auf der documenta-Homepage. Sie betont darin die Bedeutung der Freiheit der Künstlerischen Leitung - diese liegt in den Händen des Kuratoren-Kollektivs ruangrupa aus Indonesien - und berichtet von deren Sorge, in Deutschland nicht willkommen zu sein.
Den Vorwurf, zu lange untätig geblieben zu sein, weist Schormann zurück. Es habe viele Gespräche gegeben seit es die ersten Antisemitismus-Vorwürfe im Januar gegeben hatte: mit den Kuratoren und Künstlern, externen Experten, dem Aufsichtsrat, Kulturstaatsministerin Claudia Roth und auch dem Zentralrat der Juden in Deutschland.
Schon damals hätten Kuratoren und Künstler "Zensur befürchtet und deswegen ein externes Expert*innengremium abgelehnt", schreibt Schormann. "Sie sahen sich unter Generalverdacht gestellt und aufgrund ihrer Herkunft, ihrer Hautfarbe, ihrer Religion oder auch ihrer sexuellen Orientierung diffamiert und zum Teil auch bedroht. Insofern gab es bereits im Januar eine deutliche Abwehrhaltung gegenüber Eingriffen in die Kunst."
Für den großen Knall bei der documenta 15 hatte das Werk "People's Justice" der indonesischen Künstlergruppe Taring Padi gesorgt. Auf dem riesigen Banner waren Figuren zu sehen, die antisemitische Stereotype bedienten, darunter eine Figur mit Schläfenlocke und SS-Signatur auf dem Hut. Dazu schreibt Schormann: Das Banner sei nicht gleich abgebaut worden, weil man zunächst mit den Kuratoren und den Künstlern habe sprechen wollen: "Eine Entfernung des Werks aus der Ausstellung gegen den Willen der Künstlerischen Leitung und der Künstler*innen wäre als Ultima Ratio ein erheblicher Eingriff in die Künstlerische Freiheit gewesen."