
Djukanovic: "Wenn der Westbalkan nicht stabil ist, ist es Europa auch nicht"
DW
Der Präsident Montenegros, Milo Djukanovic, warnt in einem exklusiven DW-Interview vor Russlands Versuchen, den Westbalkan zu destabilisieren. Europa müsse dagegen aktiv vorgehen.
"Russische Interessen (auf dem Westbalkan, Anm. d. Red.) sind sehr präsent, sie decken sich nicht mit europäischen Interessen. Russland versucht, den Beitritt der Länder des Westbalkans zur NATO und auch in die EU zu verhindern, und zwar indem es Instabilität verursacht und eingefrorene Konflikte aufrechterhält. Das können wir an vielen Orten der Welt beobachten, und so ist es auch hier. Insofern ist die offene Kontroverse zwischen Serbien und Kosovo durchaus im Interesse Russlands, und das gilt auch für die Situation in Bosnien. Hier wird das europäische Wertesystem auf die Probe gestellt."
Aus diesem Grund dürfe der Westen nicht tatenlos zusehen. Vielmehr sei eine proaktive Politik seitens der EU und der NATO auf dem Westbalkan notwendig, so Djukanovic:
"In der Geopolitik gibt es kein Vakuum. Entweder Sie leiten das Spiel, oder jemand anderes kommt herein, um das Spiel zu leiten. Es ist dabei logisch, dass die EU und die NATO das Spiel in der europäischen Region anführen.
Leider sind wir in letzter Zeit mit der Passivität der EU in dieser Region konfrontiert worden, was den Raum für andere Akteure geschaffen hat.
Man soll es nicht vergessen, dass hier unter dem Einfluss der russischen Politik der Nationalismus wiederauflebte. Nach der Niederlage in den 1990er Jahren wurde es ruhiger, aber jetzt ist der großserbische Nationalismus wieder da. Unter dem gleichen Deckmantel der angeblichen Gefährdung der Serben in der Region wird in Wirklichkeit die Souveränität der Nachbarstaaten, beginnend mit Montenegro, untergraben. So fing auch in den 1990er Jahren alles an. Das sollte verhindert werden und das liegt nicht nur im Interesse der Länder des Westbalkans, sondern auch im Interesse Europas."
