
"Diktator" Infantino melkt die Kuh tot
n-tv
Mega-WM, Mega-Klub-WM und dann noch ein weiterer Vereinswettbewerb: FIFA-Boss Gianni Infantino ist gierig auf den Fußball. Aber um das Spiel im besten Sinne kann es dem Schweizer nicht gehen, er will den Sport bis auf den letzten Tropfen aussaugen.
Niemand stoppt Gianni Infantino. Zwar weiß der Schweizer offiziell noch nicht, dass er nach diesem Donnerstag weiter an der Spitze der mächtigen FIFA stehen wird, weil es aber keine irdischen Dinge gibt, die das verhindern können, dennoch arbeitet der 52-Jährige weiter an seiner Legende. Sein offenkundiges Ziel: Das Wort Gigantismus durch das Wort Infantino im weltweiten Sprachgebrauch zu ersetzen und zu etablieren. Nie zuvor wurde die Fußball-Kuh so aggressiv gemolken wie unter seiner Leitung. Das Erschreckende: Während der eine Teil der Welt dem System dieser grenzenlosen Geldschöpfung gierig verfallen ist, zuckt der andere Teil nur müde mit den Schultern.
In dieser Gemengelage zwischen Fan-Boy/Girl-Verbänden und kritischen, aber überwiegend stummen und damit ungefährlichen Abordnungen kann Infantino machen, was er will. In Katar ließ er sich vom Emirat auf peinliche Weise instrumentalisieren und warf sich wie eine Löwen-Mama vor den heftig kritisierten WM-Gastgeber. Nach dem Finale fand er augenscheinlich sogar Gefallen daran, gemeinsam mit Emir Tamim bin Hamad Al Thani dem überrumpelten Lionel Messi ein traditionelles schwarzes Gewand umzuhängen. In der "Pippi-Langstrumpf-Welt" des Schweizers offenbar kein Problem. Mit dieser mächtigen Geste der Symbolpolitik fremdelte er nicht, anders als mit der "One Love"-Binde, die mehrere Teams als Zeichen für Vielfalt, Offenheit und Toleranz tragen wollten.
Die Aufregung über das Gebaren der FIFA und ihres Chefs war tatsächlich einmal kurz groß. Zumindest in der westlichen Welt, wo die einflussreichsten Nationalverbände beheimatet sind. Aber aus der Aufregung wurde allzu schnell wieder ein müdes Schulterzucken. Lediglich Norwegen, Schweden und Dänemark gehen in die Offensive und verweigern dem Boss die Gefolgschaft. Die anderen Verbände, auch der DFB, verfielen nach der ersten Empörung wieder in die alte Lethargie. Erst nach langem Ringen wählten die Deutschen dann aber, wenige Stunden vor der (Wieder)-Wahl, doch noch den Weg der drei nordeuropäischen Nationen. Symbolischer Gegenwind für unantastbaren Infantino, mehr aber auch nicht. "Wir haben in den vergangenen Wochen zu verschiedenen Fragestellungen von der FIFA keine oder nur unzureichende Informationen erhalten. Die FIFA muss im Umgang mit den nationalen Verbänden deutlich offener und transparenter werden", begründete Präsident Bernd Neuendorf.
