"Diese Villa hat was von gepflegtem Inzest"
n-tv
So richtig zünden will der zweite Fall des neuen Bremer Ermittlerteams nicht. Inmitten der eher lahmen Handlung steht aber ein Thema, das die meisten so nicht (mehr) auf dem Schirm haben dürften: Bremen als Tabakhochburg.
Aufhoven, so heißt die ebenso alteingesessene wie von innen verdorbene Bremer Kaufmannsfamilie im neuen "Tatort". Auch wenn der Name eher nach einer (nicht weniger alteingesessenen) Hamburger Kaffeerösterei klingt: Die Aufhovens und ihr vom Lungenkrebs geplagter Patriarch machen in Tabak und sollen damit in gewisser Weise das letzte Aufbäumen ihrer langsam aussterbenden Branche verkörpern. Das kommt im "Tatort" arg melodramatisch daher: "Diese Villa hat was von gepflegtem Inzest", legt Drehbuchautor Christian Jeltsch etwa Kommissarin Selb (Luise Wolfram) in den Mund, ohne dass das später von der Geschichte getragen wird.
So lahm die Handlung von "Und immer gewinnt die Nacht" auch erzählt wird, die Geschichte der Aufhovens macht trotzdem neugierig auf ein beinahe schon vergessenes Kapitel deutscher Geschichte: Bremen war nämlich bis vor wenigen Jahrzehnten eine absolute Tabakhochburg, mit "Lord Extra" kam eine der meistgerauchten Zigaretten der Welt aus der Hansestadt - und auch heute noch ist die Stadt nach Antwerpen der zweitgrößte Lagerplatz von Rohtabak auf dem europäischen Festland.