
Die Ukraine könnte vor einem harten Winter stehen
n-tv
Die Ukrainer wissen seit Kriegsbeginn, dass es jederzeit zu Stromausfällen kommen kann. Dass der Winter hart werden könnte, ist daher keine Überraschung. Die Vorräte reichen nur für milde Temperaturen.
Das war eine beeindruckende Reaktion des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, als Russland am 11. September auf die erfolgreiche Gegenoffensive der Ukrainer mit Schlägen auf die Energieinfrastruktur in Bezirken Charkiw, Dnipro, Donezk, Saporischschja und Sumy antwortete. "Lest von meinen Lippen ab: Ohne Gas oder ohne euch? Ohne euch. Ohne Strom oder ohne euch? Ohne euch", sagte er in einem extra aufgenommenen Video.
Der russische Präsident Wladimir Putin, der offenkundig darauf setzt, Panik in der ukrainischen Gesellschaft zu verbreiten, bezeichnete die Angriffe als "warnende Schläge" und drohte damit offen mit einer Intensivierung des völkerrechtswidrigen Vorgehens gegen die kritische Infrastruktur der Ukraine. Ohnehin geht man in der Ukraine von einem schweren Winter aus. So bereitet der staatliche Energiekonzern Naftohas die Ukrainer auf Wohnungstemperaturen zwischen 17 und 18 Grad vor, auch sogenannte rollende Stromausfälle seien nicht ausgeschlossen. "Bei Stromausfällen können wir Generatoren einsetzen. Wenn es keine Heizung oder kein Gas gibt, haben wir Reserven an Heizöl", versichert der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko, der aber zugibt, dass die Versorgung der Stadt in einem solchen Fall nur kurz funktionieren kann.
Die Folgen der Angriffe vom 11. September konnten vergleichsweise schnell beseitigt werden. Dennoch ist die Unsicherheit groß: "Wir bereiten uns darauf vor, dass Russland Energieobjekte angreifen wird. Und wir sind bereit, schwer, aber stabil durch den Winter zu kommen", kündigt Ministerpräsident Denys Schmyhal an. Bei sehr niedrigen Temperaturen plane die ukrainische Regierung zudem eine Evakuierung der Lokalbevölkerung, falls die beschädigte Infrastruktur ihre Funktionsfähigkeit nicht binnen ein, zwei Tagen wieder aufnehmen könne.
