Die Tücken des Videoentscheids
Frankfurter Rundschau
Der Mainzer Trainer Bo Svensson widerspricht Vereinsikone Niko Bungert, der prompt brav einlenkt.
Am Morgen nach der unglücklichen 1:2-Niederlage beim FC Bayern war Niko Bungert zu Gast im Fußball-Stammtisch „Doppelpass“. Der ehemalige Verteidiger von Mainz 05 ist Vereinsbotschafter der Rheinhessen und musste sich gleich bei der Begrüßung durch Moderator Rudi Brückner ein bisschen winden. Denn tags zuvor in der Halbzeitpause hatte Bungert es noch als richtig angesehen, dass ein Tritt des Bayern Dayot Upamecano gegen den Fuß des Mainzers Jae-sung Lee in der 19. Minute nicht mit einem Strafstoß geahndet worden war. Bungert hatte die Berührung als nicht hart genug empfunden und teilte dies im Halbzeitinterview bei Sky genauso mit.
Cheftrainer Bo Svensson aber bewertete die Szene diametral anders und ließ das in der Pressekonferenz dann so raus: „Fragt ihr wirklich nicht nach der Elfmeterszene?“ fragte er die Medienleute und fügte blitzgescheit in Erinnerung an die Aufregung beim Spitzenspiel Borussia Dortmund gegen den FC Bayern um ein vermeintliches Foul an Marco Reus vor einer Woche hinzu: „Wärt ihr Dortmund-Reporter, würdet ihr bestimmt fragen!“ Was dann auch passierte. Svensson erklärte, er verstehe, dass Schiedsrichter Benjamin Cortus die Szene „im Spiel mit dem Tempo“ als nicht strafstoßwürdig bewertet habe. Was er aber nicht verstehen könnte: „Dass der Schiri das nicht noch mal anschaut“, denn: „Es ist keine schwer zu bewertende Szene.“
Niko Bungert seinerseits nahm Abstand von seiner Halbzeitmeinung. Er habe auf einem „klitzekleinen Bildschirm“ keine präzise Bewertung abgeben können. Am Sonntag war es für ihn dann nach vielen Zeitlupen eine „klare Kiste“, also Strafstoß.