
Die Schweiz spürt vom Inflationsdruck fast nichts
n-tv
Während die Lebensmittel- und Energiepreise in der Eurozone und den USA deutlich steigen, bleiben sie in der Schweiz fast konstant. Selbst auf globale Krisen scheinen die Eidgenossen besser vorbereitet zu sein. Dafür gibt es mehrere Gründe.
Wer in Deutschland unter den steigenden Preisen für Energie und Nahrungsmittel ächzt, reibt sich beim Blick in die Schweiz die Augen: Strom, Brot, Gemüse - alles fast wie immer. Die Verbraucherpreise sind im Mai im Jahresvergleich um gerade mal 2,9 Prozent gestiegen. In Deutschland, der Eurozone und den USA waren es 7,9 Prozent und mehr, so viel wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Sind die Schweizer zu beneiden?
Man könnte es meinen. Zum einen ist die Währung stark. "Wenn der Schweizer Franken aufwertet, werden importierte Güter für Verbraucher billiger", sagt Alexander Rathke von der Konjunkturforschungsstelle der Universität ETH. Dieser Effekt erkläre aber höchstens einen Prozentpunkt der Inflationsdifferenz. Tatsächlich profitieren die Schweizer in Krisenzeiten, wenn Preise weltweit in die Höhe schnellen, von hohen Importzöllen auf Lebensmittel und Agrarprodukte und bei Strom und Gas von Preiskontrollen.
Thema Lebensmittel: Während die Lebensmittelpreise in der Eurozone und den USA im Jahresvergleich um rund zehn Prozent gestiegen sind, waren sie in der Schweiz fast konstant. "Durch die protektionistischen Maßnahmen sind die Schweizer Nahrungsmittelpreise von der Entwicklung auf dem Weltmarkt abgekoppelt", sagt Maxime Botteron, Analyst der Bank Credit Suisse. Die Schweizer heben den Preis für ausländische Agrarprodukte, die auch im Inland hergestellt werden, durch Importzölle auf das höhere Schweizer Niveau, um heimische Getreide-, Obst- und Gemüsebauern vor ausländischer Konkurrenz zu schützen. "Wenn der Preis für Güter, die wir selber produzieren, am Weltmarkt steigt, sinkt nur der Zoll", sagt Rathke.
