Die Miesmacher
Süddeutsche Zeitung
Der Paritätische Gesamtverband sieht die Armut auf einem "neuen Höchststand". Man kann die Zahlen aber auch ganz anders lesen - als Erfolgsgeschichte.
Wer am Donnerstag zuhörte, wie Ulrich Schneider seinen "Armutsbericht" vorstellte, der fand sich in einer finsteren Welt wieder. Der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands malte Deutschland als ein Land, in dem Geringverdiener und Hartz-IV-Empfänger mehr denn je im pandemischen Elend feststecken, während Gutverdiener vergleichsweise entspannt durch die Corona-Krise spazieren. Die Armut in Deutschland ist demnach auf einem "neuen Höchststand", ein "trauriger Rekord" erreicht, und die regionalen Armutsunterschiede sind so groß, dass man ein tief gespaltenes Land vor sich sieht. Es ist ein Bild, das mit sehr grobem Pinsel gefertigt ist. Das entspricht nicht der persönlichen Erfahrung aus der Pandemie? Damit liegt man womöglich richtig.