Die Last des Lobs: Wenn Kickstiefel zu Betonschuhen werden können
Frankfurter Rundschau
Kai Havertz, Youssoufa Moukoko, Jamal Musiala und Florian Wirtz haben ihr sportliches Glück gefunden. Hoffentlich bleibt es ihnen treu. Ein Kommentar
Es gibt in der Fußballsprache den Begriff des „Jahrhunderttalents“. So viel frühes Lob kann Kickstiefel zu Betonschuhen machen. Man hat das bei Mario Götze beobachten können. Der war 19, als er beim 3:2-Sieg gegen Brasilien so zauberhaft agierte, dass selbst Medien, die nicht zu Superlativen neigen, den so wunderbar leicht über den Platz schwebenden Burschen den „weißen Brasilianer“ nannten. Vater Professor und Berater, keine Flausen im Kopf - alle Voraussetzungen für eine Weltkarriere schienen da. Götze machte später zwar das wichtigste Tor des angebrochenen Jahrtausends in höchster technischer Vollendung zum WM-Titel 2014. Aber zur ganz großen Karriere hat es für den aktuellen Profi des PSV Eindhoven nicht gereicht. Der Ballast war zu schwer.
Vier weitere deutsche Mega-Talente dieser Größenordnung sind seitdem sichtbar geworden: Kai Havertz 22, inklusive Boni für bis zu 100 Millionen Euro von Leverkusen zum FC Chelsea gewechselt. Youssoufa Moukoko, 16, Borussia Dortmund, mit 16 Jahren und einem Tag wohl für alle Zeiten jüngster Profi der Bundesligahistorie. Jamal Musiala, 18, Bayern München. Sowie: Florian Wirtz, 18, Bayer Leverkusen.
Letztere sind der aktuell die jungen Männer, welche die größten Überschriften produziert. Gerade hat Wirtz es zum jüngsten Bundesligaprofi gebracht, der zehn Tore erzielte. Der Junge kann so viel nahe der Perfektion, dass er nun medial in ähnliche Sphären transportiert wird wie dereinst Mario Götze. Wirtz wird bodenständig von seinem Vater beraten und hat bislang keine Anstalten gezeigt, die Bodenhaftung zu verlieren. Ebenso wenig wie Musiala, der sich altersgemäß von der Mutter zum Training bringen und auch wieder abholen lässt.