Die kitschigste Hollywood-Story aller Zeiten
n-tv
Der Super Bowl in Los Angeles ist kein Footballspiel, sondern eine völlig verrückte und fragwürdige Entertainment-Show. Dass am Ende die LA Rams in der Heimat den NFL-Titel holen, krönt einen kitschigen Abend der Superlative.
Die Hitzewelle, die kurz vor dem Super Bowl über Los Angeles rollt, tut ihr Übriges. Der Austragungsort des NFL-Endspiels droht zu explodieren im Vorlauf auf das größte Sportevent der USA. Die Billboards im Asphalt-Dschungel der Stadt blitzen stolz in gelb und blau auf, den Farben der LA Rams. Das Team wird auf den lokalen Bussen und Zügen angefeuert, kein Gesprächsthema ist präsenter. Auch viele Fans der Cincinnati Bengals sind in den Tagen vor dem Endspiel bereits in der Stadt unterwegs.Bei 30 Grad und erbarmungsloser Sonne drängen sich die Fans (die etlichen Prominenten - kein Super Bowl hat wohl eine höhere VIP-Dichte - schleichen natürlich durch die verschiedenen extra für sie vorhergesehene Eingänge) drängen sich bereits vier Stunden vor dem Spiel auf den Straßen rund um das etwa fünf Milliarden US-Dollar teure SoFi Stadium.
Drumherum machen Impfgegner mit ihren Anti-Vaccination-Plakaten, Bierverkäufer, Jesus-Fanatiker mit Mirkofonen die aufgeheizte Stimmung perfekt. Wie es sich für US-Amerikaner gewöhnt, reisen die meisten mit dem Auto über den überfüllten Freeway an. Ein spontaner privater Parkplatz bei einer Anwohnerin um die Ecke? Kein Problem, 300 US-Dollar bitte.Auf dem Stadiongelände herrscht selbstredend Entertainment pur. So wie es sich für die Hauptstadt des Showbusiness gehört. Alles ist größer, alles ist lauter, alles ist bunter. Bühnen mit Live-Musik, Drohnen in der Luft, Tiktok-Tailgate. Die US-Amerikaner wissen, wie man jegliche Zielgruppe umgarnt. Im Stadion selbst ballert die Partymusik unermüdlich aus dem überdimensionalen Video- und Audioring - Infinity Screen getauft - der über dem Spielfeld prangt.Die große Frage, die aber nur das Spiel selbst beantworten kann: Gelingt den Los Angeles Rams ihre Hollywood-Story mit dem Sieg in der Heimat, nachdem das Team seine gesamte Zukunft für diese eine Saison eintauschte? Oder surft der Underdog, die Cincinnati Bengals, dem vor der Saison niemand etwas zutraute, seine Märchen-Welle bis zur Vince Lombardi Trophäe.Jede Hollywood-Geschichte hat natürlich einen Helden, einen Konflikt, den der Protagonist lösen muss - und schließlich ein Happy End. Aber wenn Los Angeles und der Super Bowl gemeinsame Sache machen, dann ist das natürlich nicht genug. Das NFL-Finale schreibt in knapp vier Stunden Spielzeit gleich mehrere Epen, bringt etliche Helden hervor - aber das Happy End gehört in der allerletzten Minute der Heimmannschaft aus LA.
Kitschiger als die Rams den Super Bowl mit 23-20 gewinnen geht es kaum. "Ich bin einfach so stolz auf mein Team", sagt Quarterback Matthew Stafford nach dem Spiel. "Es gibt einfach so viele Jungs in unserem Team, die das verdient haben. So viele großartige Spieler. Jungs, die ihr Herz und ihre Seele für dieses Team gegeben haben." Wie aus dem Skript einer Hollywood-Schnulze.Kurz vor dem Kick-Off werden tatsächlich auch die Hauptakteure vorgestellt. "Starring Joe Burrow", kündigt der Infinity Screen etwa den Bengals-Quarterback an. Die Organisatoren nehmen den Hollywood-Dreh äußerst gerne an. Dann trällern US-Stars "America the Beautiful" und die Nationalhymne, dabei werden Militär-Veteranen gezeigt und das Stadionrund jubelt (größtenteils ohne Maske, obwohl das Tragen einer solchen eigentlich vorgeschrieben ist). "Los Angeles, where fantasy is the reality", leuchtet auf den Videoleinwänden auf. Fantasie soll Realität werden für einen Abend, wie im Kino.Der erste Akt gehört Odell Beckham Junior. Auch das ist kitschig. Der Wide Receiver wurde in seiner Karriere oft gescholten, galt als zu exzentrisch und als Team-Killer. Nun fängt er einen Pass von Quarterback Stafford und legt einen filmreifen Moonwalk-Jubel auf den Rasen. Kurz darauf verletzt er sich ohne Fremdeinwirkung am Knie, humpelt vom Spielfeld und kehrt nicht zurück. Zusätzliches Drama für diesen Streifen.Dass auch die Bengals gut für Action sind, zeigen Burrow und Ja'Marr Chase kurz darauf, als der Passempfänger den Football mit einer Hand aus der Luft pflückt. Allerdings gelingt Cincinnati nur ein Field Goal und die Rams stellen mit einem weiteren Touchdown auf 14-3. Die Bengals antworten - wie es sich für einen Hollywood-Showdown gehört - kurz darauf mit einem Trick-Play, das Tee Higgins zu einem Touchdown zum 10-13 vollendet.
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