Die "Jacindamania" ist vorbei
n-tv
Ihr rasanter Aufstieg in Neuseelands Regierung erhält einen eigenen Namen: "Jacindamania". Doch nun hat Ministerpräsidentin Jacinda Ardern "nicht mehr genug im Tank" und will sich ihrem Privatleben widmen. Ihre Entscheidungen in Krisenzeiten brachten ihr viel Lob, aber auch massive Kritik ein.
Überraschende politische Wendung in Neuseeland: Unter Tränen hat Ministerpräsidentin Jacinda Ardern ihren Rücktritt angekündigt. Bis spätestens 7. Februar werde sie ihr Amt aufgeben, sagte die 42-Jährige vor Journalisten. "Ich weiß, was man für diesen Job braucht, und ich weiß, dass ich nicht mehr genug im Tank habe. So einfach ist das", begründete sie den Schritt. Mehrmals brach ihr die Stimme weg. "Wir alle geben, solange wir geben können, und dann ist es vorbei. Und für mich ist es nun an der Zeit." Im Pazifikstaat gibt es derweil Spekulationen über ihre Nachfolge.
Einer der ersten, der Arderns Leistungen würdigte, war Australiens Premierminister Anthony Albanese. "Jacinda Ardern hat der Welt gezeigt, wie man mit Intellekt und Stärke regiert", schrieb er auf Twitter und nannte sie eine "Inspiration". Sie habe bewiesen, dass Mitgefühl und Verständnis starke Führungsqualitäten seien. Damit spielte er vor allem auf die viel gelobte Reaktion der jungen Ministerpräsidentin auf das Attentat eines Rechtsextremisten aus Australien in der Stadt Christchurch an. Im März 2019 erschoss er dort in zwei Moscheen 51 Muslime. Die Bluttat entsetzte die Welt.
Ardern hatte in den Folgetagen dunkle Augenringe, aber sie zeigte, was Empathie und Präsenz in Krisenzeiten bedeuten. Sie umarmte Muslime, sprach mit Hinterbliebenen, traf den richtigen Ton. "Er wollte viele Dinge mit seinem Akt des Terrors erreichen. Eines davon war, berühmt zu werden. Deshalb werden Sie von mir niemals seinen Namen hören", sagte sie. Für diese Worte bekommt sie weltweit Anerkennung. Seinen Namen hat sie tatsächlich nie ausgesprochen.