Die Illusion von der Gleichstellung
Frankfurter Rundschau
Frauen müssen in Katar häufig die Erlaubnis eines männlichen Vormunds einholen. Das Herrscherhaus will diese Ausgrenzung auch mit Hilfe des Fußballs überdecken.
Vor wenigen Tagen machte das katarische Fußballnationalteam der Frauen international Schlagzeilen. Die Auswahl traf in einem Freundschaftsspiel auf das Nationalteam von Afghanistan. Der Austragungsort: das Khalifa International-Stadion in Doha, eine der Spielstätten der Männer-Weltmeisterschaft, die in einem Jahr in Katar beginnen soll. Im August hatten in die Taliban in Kabul die Macht übernommen. Viele Afghanen wurden nach Katar evakuiert.
In einer Pressemitteilung nach dem Spiel bezeichnete Hassan Al Thawadi, der Organisationschef der WM 2022, die Unterkünfte der Evakuierten in Katar als einen „sicheren Raum“. Zum Angebot zählen unter anderem: eine Kindertagesstätte, Kurse in Yoga, Pilates und Kunstworkshops. Die afghanischen Fußballerinnen konnten an einer Fortbildung für Trainerinnen teilnehmen. Hassan Al Thawadi: „Wir freuen uns sehr über diese Gelegenheit und hoffen, dass wir diese inspirierenden jungen Frauen weiterhin unterstützen können.“
Starke und inspirierende Frauen. Dieses Narrativ sticht in der Öffentlichkeitsarbeit rund um die WM 2022 immer wieder heraus. „In westlichen Gesellschaften stellen sich viele Menschen die katarische Frau als unterdrückt und verhüllt vor“, sagt Anna Reuß, die an der Universität der Bundeswehr in München zur Außenpolitik in den Golfstaaten forscht. „Der katarische Staat will dieses Klischee umkehren und ein nuanciertes Bild von mündigen Frauen zeichnen. Bilder von schwitzenden Fußballerinnen mit Pferdeschwanz, die sich nach einem Tor in den Armen liegen, können dabei helfen.“