Die Fußball-Schattenwirtschaft
Frankfurter Rundschau
Rund eine halbe Milliarde Euro werden jährlich unversteuert gezahlt
Die Ergebnisse der Recherchen der schlauen Schnüffler der ARD zum Zahlungsgebaren von Fußball-Amateurklubs können Insider nicht überraschen. Sie sind dennoch erkenntnisreich, weil in der Doku „Milliardenspiel Amateurfußball – wenn das Geld im Umschlag kommt“ erstmals eine breite Umfrage Basis der Erkenntnisse ist. Im deutschen Amateurfußball gibt es danach einen massiven Hang zu illegalen Barzahlungen, bei denen weder Steuern noch Sozialabgaben abgeführt werden. Die Gefahr, ertappt zu werden, ist überschaubar. Denn kaum ein Klub spricht über das Tabuthema öffentlich, und schon gar nicht offiziell. Denn die Vereine wissen, dass sie so ihre Gemeinnützigkeit gefährden.
Den Finanzämtern könnten laut der Recherche (abrufbar in der ARD-Mediathek) Informationen über unversteuerte Zuwendungen an Spieler von rund eine halbe Milliarde Euro jährlich vorenthalten werden. In der Saison 2020/2021 kamen auf mehr als 700 000 Amateurspieler laut Angaben der 21 Landesverbände rund 8500 Amateurverträge, also für 1,2 Prozent der Spieler.
In der Umfrage unter 8085 männlichen Teilnehmern sagten 60 Prozent der Befragten, dass sie einmal oder öfter Geld fürs Kicken im Amateurverein bekommen haben. Die ARD-Doku beantwortet leider nicht, wie viele der Teilnehmer tatsächlich mehr als 250 Euro pro Monat kassierten. Denn Amateurkicker dürfen bei entsprechenden Nachweisen bis zu 249,99 Euro pro Monat an Auslagenerstattung (zumeist deklariert als Fahrkosten) bekommen. Erst bei höheren Summen muss ein Amateurvertrag abgeschlossen werden, bei dem Steuern fällig werden.
Dem Deutschen Fußball-Bund bleibt gar nichts anderes übrig, als die Schattenwirtschaft kritisch zu sehen. Eine Kontrolle sei gleichwohl für die 21 Landesverbände „nicht möglich“. „Die Überprüfung der gesetzlichen Vorgaben und die Sanktionierung der Verstöße sind Sache der jeweiligen öffentlichen Behörden (u.a. Finanzämter)“, hieß es von Verbandsseite richtigerweise.
Der DFB veröffentlichte als Reaktion auf die Berichterstattung prompt und präzise Informationen zum Thema und verschickte sie an die Medien. Der oft kritisierte Dachverband ist nicht verantwortlich für die verdeckten Zahlungen zum Schaden der Steuerzahler. Das sind die Vereine selbst, von denen viele klagen, sie würden vom Dachverband zu wenig finanzielle Unterstützung erfahren.