
Die EU schottet sich ab
n-tv
Zäune, Pushbacks, geschlossene Häfen: An seinen Außengrenzen schottet Europa sich gegen Migranten ab. Dennoch erreichen 2022 deutlich mehr Menschen ohne Einreiseerlaubnis die EU als noch im Jahr zuvor.
Trotz neuer Zäune und umstrittener Kooperationen zur Abwehr von Migranten haben die illegalen Grenzübertritte in die Europäische Union 2022 deutlich zugenommen. Die EU-Grenzschutzagentur Frontex registrierte in den ersten elf Monaten dieses Jahres rund 308.000 Versuche, ohne Erlaubnis in die EU zu kommen. Das sei ein Zuwachs um 68 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, teilte Frontex in der vergangenen Woche mit. Die in Warschau ansässige Behörde sprach vom höchsten Wert der ersten elf Monate seit dem Jahr 2016.
Europa reagiert auf den Trend und versucht sich abzuschotten. Menschenrechtler werfen der EU dabei Doppelmoral vor: Während Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine bereitwillig aufgenommen werden, würden andere Hilfsbedürftige an den Außengrenzen abgewiesen, teils mit brutalen Maßnahmen. "Tragischerweise sterben immer noch viel zu viele auf dem Meer bei der Suche nach Schutz", heißt es in einem Appell des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) an die EU.
Neben bewaffneten Konflikten, Armut, Hunger oder Verfolgung trieben 2022 auch andere Gründe viele Menschen dazu, ihre Heimat etwa in Afrika, dem Nahen Osten oder Südostasien zu verlassen und nach einem besseren Leben zu suchen - das sie sich etwa in Europa erhoffen. "Zuerst die Pandemie, dann der Krieg in der Ukraine und die negativen Folgen des Klimawandels haben große Auswirkungen auf die Lebensbedingungen in vielen Ländern", erklärte António Vitorino, der Direktor der UN-Organisation für Migration (IOM), der italienischen Zeitung "La Repubblica". Er meinte: "Migration muss geregelt werden, nicht indem man Grenzen schließt, sondern reguläre Kanäle öffnet."
