
Die erzwungene Casting-Show für Katar
n-tv
Bis es in Katar um die Krone des Weltfußballs geht, dauert es noch eine Weile. Aber Bundestrainer Hansi Flick duldet auf dem Weg zur WM keine Nachlässigkeiten. Personelle Rückschläge münzt er in Chancen um. Neulinge und zuletzt Nicht-Berücksichtigte spielen vor.
Die deutsche WM-Mission läuft an diesem Montagabend an, dann kommen jene Fußballer zusammen, die nach den Kriterien Fitness, Form und Potenzial die derzeit besten sind, die Hansi Flick nominieren kann (und möchte). Es ist eine, man ahnt es bereits, improvisierte Mission. Denn so manche Einspielkräfte sind zurzeit außer Dienst gestellt. Die Wichtigsten: Abwehrchef Niklas Süle, Antreiber Leon Goretzka, Offensiv-Allrounder Marco Reus, Top-Talent Florian Wirtz und Sturm-Hoffnung Karim Adeyemi. Auch Joshua Kimmich fehlt wegen der anstehenden Geburt seines dritten Kindes zumindest vorerst - unklar, wann er zum DFB-Team nachreist. Namen, die Großes versprechen. Und in Katar soll ja Großes für Deutschland entstehen (nicht nur die neue Energiepartnerschaft): Angepeilt ist die Rückkehr in die Weltelite. Mindestens.
Plan A des Bundestrainers hätte vorgesehen, dass die anstehenden Testspiele gegen Israel (Samstag, 20.45 Uhr im Liveticker bei ntv.de) und die Niederlande (Dienstag, 20.45 Uhr) dazu genutzt werden, dass sich ein Gerüst findet, dass in Katar für deutsche Fußball-Stabilität sorgen soll. Weil nun aber wichtigste Stützen der geplanten Konstruktion nicht einsatzfähig sind, greift Plan A (b): Einspielen und Experimentieren. Klingt ambivalent, muss aber nicht zwingend etwas Schlechtes bedeuten. Schon gar nicht für Spieler wie den Pariser Luxus-Reservisten Julian Draxler, die im Kampf um einen Platz in der Reisegruppe Katar eigentlich meilenweit entfernt scheinen. Also anbieten, warten und hoffen. In Zeiten von Corona und Quarantäne weiß man ja nie, was bis zum ersten WM-Anpfiff noch alles passieren kann.
Zumal das Turnier in Katar im Spätherbst (am 21. November) beginnt, also mitten in jener Zeit, in der sich die Infektions-Wellen immer besonders hoch auftürmen. So wie im vergangenen Jahr, als etwa der FC Bayern, die Mannschaft mit dem größten Kontingent an Nationalspielern, von Corona und Quarantäne hart getroffen wurde. Und so liegt in der Improvisation nicht nur die Chance für Neulinge und Nicht-Berücksichtigte, sondern auch für den Bundestrainer, der kreative Lösungen für Schlüsselpositionen ausprobieren kann (oder eben muss). Etwa im defensiven Mittelfeld, wo ein fitter Leon Goretzka neben Kimmich - der womöglich als Dreifach-Vater schon am Samstag einsetzbar ist - sicher gesetzt wäre.
