Die befreite Frau
Die Welt
Rosemarie Trockel ist eine überzeugte Feministin – und das seit mehr als vierzig Jahren. Wie wenig sie jedoch von ideologischen Grabenkämpfen hält und der so beliebten weltverändernden Kraft der Kunst, erlebt man jetzt in Frankfurt. Sie setzt damit ein wichtiges Zeichen.
Rosemarie Trockel ist berühmt, weltberühmt. Sie zählt seit vielen Jahrzehnten zu den einflussreichsten Künstlern. Sie hat bis 2016 an der Kunsthochschule in Düsseldorf unterrichtet, Dutzende Ausstellungen in den wichtigsten Museen der Welt gehabt, Generationen an jungen Künstlern geprägt. Deutschland kennt sie, mindestens für ihre „Strickbilder“, wie Gerhard Richter für seine „Kerze“. Die Künstlerin hat die „weibliche Kulturtechnik des Strickens“, wie sie in kunsthistorischen Beiträgen immer angestrengt genannt wird, Mitte der 1980er-Jahre als Symbol für die Rolle der Frauen erkannt und Bilder aus Wolle auf den männlich besetzten Keilrahmen gespannt.
Sie nahm die Nadeln aber nicht etwa selbst in die Hand, sondern gab die Bilder in Auftrag, an Maschinen. Damals ein kraftvoller Akt der Emanzipation von den dominanten Malermännern wie Richter, Lüpertz, Baselitz. Und bis heute unvergessen. Auch weil die farbgewaltigen Wollbilder eine außergewöhnliche Intensität entfalten.