Diana Ross „Thank You“: Als wäre die Zeit stehengeblieben
Frankfurter Rundschau
Diana Ross will es mit einem neuen Album noch einmal wissen und sagt „Thank You“.
Dank ist einer dieser Werte, die im Koordinatensystem von Diana Ross einen festen Platz haben. In neuen Songs wie „All Is Well“ und „Thank You“ äußert sie ihn ausgiebig. Schon mit den Supremes in den Sechzigern und solo in den Siebzigern ließen sich der Detroiterin Merkmale der Verbundenheit attestieren: „Reach Out and Touch (Somebody’s Hand)“ – heute nur mit Desinfektion denkbar – lautete ab 1970 ein Motto bei Dianas Auftritten, und auf „Thank You“, ihrer aktuellen LP, zitiert sie diesen alten Text sogar. Die Sonne scheine, und die Düsternis wolle sie aus dem Herzen verbannt wissen, singt sie in „In Your Heart“. Liebe rundherum zu verbreiten, ist ihr immer noch ein großes Anliegen. Ihre Stimme: mädchenhaft, klar. Klingt nach einer unbekümmerten jungen Frau, die zu den Sternen aufschaut, alles für möglich hält.
Ross hat wahrhaft viel errungen. Erfolg, Anerkennung, Geld, eine Karriere als afroamerikanische Frau an vorderster Front des Musikbusiness, damals als die Rassentrennung in den USA Gesetz war. Ross erwarb sich das Privileg, einige der schönsten Songs des Motown-Labels als erste vorgelegt zu bekommen; zuverlässig verwandelte sie diese in schillernde Interpretationen. Heute ist sie 77. Und hat einen neuen Job.
Denn erstmals schreibt sie an den Stücken auch mit – so behaupten es zumindest die Songwriting-Credits. Ein emanzipatorischer Schritt? Unabhängiger zumindest als früher. Die Credits zählen fast 30 weitere Namen. Viel für 13 Songs, darunter auch „Count On Me“ aus der Feder ihrer Tochter Rhonda. Dennoch, trotz vieler Köche und stilistischer Spreizung von Club-Beats bis königlichem Streichorchester, wirkt die Platte wie aus einem Guss.