Deutschland zu teuer für energieintensive Industrie?
DW
2022 war herausfordernd, aber es hätte noch schlimmer kommen können für die energieintensiven Industrien wie zum Beispiel die Chemiebranche. Das lag vor allem am milden Winter.
"Petrus ist ein Freund der Chemie", so sagt es Wolfgang Große-Entrup, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Chemieindustrie (VCI). Der massive und von so manchem vorhergesagte Wirtschaftseinbruch sei ausgeblieben. Vor dem hatte auch die Chemieindustrie, vor allem BASF-Chef Martin Brudermüller gewarnt. Man sei aber "auf der letzten Rille durch den Winter gekommen", beschreibt Große-Entrup die Herausforderungen für die Branche. Im Ergebnis ging die Produktion im vergangenen Jahr deutlich um 6,6 Prozent zurück. Denn die Chemieunternehmen leiden in zweifacher Hinsicht unter den hohen Energiepreisen, denn sie benötigen Öl und Gas sowohl zur Energieerzeugung als auch zur Produktion. Mit dem Frühjahr steigt allerdings auch die Zuversicht.
Die Stimmung in der Branche ist besser geworden, wie auch eine aktuelle Studie des Ifo-Instituts aus München zeigt. Doch bedeutet das nicht, dass es aufwärts geht. Vielmehr rechnet die Branche auch für dieses Jahr mit einem Rückgang der Produktion um fünf Prozent, ohne Pharma sogar um acht Prozent. Denn die Kunden halten sich wegen der schwachen Konjunktur mit Aufträgen zurück, vor allem in der Basis-Chemie ist die Lage kritisch.
Im Januar, das zeigen Daten des Statistischen Bundesamts, legte die Produktion gerade in den energieintensiven Industrien zwar kräftig zu.
Doch führen die Volkswirte der Commerzbank das auch auf einen statistischen Kalendereffekt zurück. Aus diesem einzelnen Monat kann man deshalb noch keinen Trend ablesen. Die Chemiebranche beschreibt die aktuelle Entwicklung als "Stabilisierung auf niedrigem Niveau". Die gesunkenen Energiepreise würden zwar den Unternehmen helfen. Zu loben sei auch das "recht gute" Krisenmanagement auch der Bundesregierung, etwa bei der Bereitstellung von Flüssiggas, die schneller als erwartet gelang.
Zudem hätten die Unternehmen große Erfolge bei der Steigerung ihrer Effizienz - und somit auch beim Einsparen von Energie - verzeichnet, analysiert das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) aus Köln in einer Studie. Doch gerade in der energieintensiven Industrie sei die Krise auch einhergegangen mit der Drosselung oder Einstellung der Produktion um ein Fünftel. Fraglich sei, ob diese Anlagen je wieder angefahren würden. So hat etwa auch der Branchenriese BASF Chemieanlagen in seinem Stammwerk Ludwigshafen stillgelegt, vor allem für die sehr energieintensive Ammionak-Produktion.