
Deutschland: Ausländische Fachkräfte fühlen sich unwohl
DW
Die Zuwanderung von 400.000 Arbeitskräften pro Jahr wäre nötig, um den Fachkräftemangel auszugleichen. Doch wer aus dem Ausland nach Deutschland kommt, ist oft schnell wieder weg.
Als die Rumänin Mara einen gut bezahlten Job in der Werbebranche in Berlin bekam, ging für sie ein Traum in Erfüllung. Nach einem Studium in Großbritannien und einigen Berufsjahren in Rumänien war die 30-Jährige dort, wo sie seit Jahren hingewollt hatte. "Als ich nach Deutschland gekommen bin, habe ich mir gesagt: 'Jetzt fängt ein neues Leben an'. Im Westen kann man richtig leben, dachte ich mir und, dass ich hier bis zur Rente bleiben würde."
Ein Jahr später ist die anfängliche Euphorie der Ernüchterung gewichen. Mara fühlt sich einsam, hat menschlich keinen Anschluss gefunden. Das liegt zum einen an der Sprachbarriere. In Bukarest hat sie einen Deutschkurs gemacht, doch im Arbeitsalltag wird nur Englisch gesprochen. "Ich verstehe, was gesagt wird, solange man langsam spricht. Ich kann mir einen Cappuccino bestellen, bin allerdings noch nicht in der Lage ein detailliertes Gespräch zu führen."
Ihre Firma hat nach der Corona-Pandemie das Home-Office beibehalten. Kolleginnen und Kollegen sieht sie nur am Bildschirm. "Das hat mich sehr belastet. Am Wochenende ist es noch schlimmer, ich weiß nicht, ob ich rausgehen soll und mit wem ich mich treffen könnte", erzählt sie gegenüber der DW.
Auf Berlins angespanntem Wohnungsmarkt etwas zu finden, war äußerst schwierig und bei den für Ausländer notwendigen Behördengängen wird Deutsch gesprochen. Die Beamten verlangten Dokumente, Mara verstand sie nicht. Eine unangenehme Situation. "Ich kann natürlich nicht von den Menschen in Deutschland verlangen, dass sie kein Deutsch sprechen. Das würde ich nie machen", sagt sie. "Aber auf meine Frage hin, ob man Englisch spricht, wird meistens sehr schnell und laut 'Nein' gesagt. Ein bisschen mehr Offenheit und Flexibilität würde helfen."
Mara ist kein Einzelfall. In einer Studie des Tübinger Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit, das dafür fast 1900 ausländische Arbeitskräfte über Facebook befragte, waren die Klagen über eine fehlende soziale Integration groß. Von Fachkräften aus außereuropäischen Ländern erklärten zwei von drei, in Deutschland Diskriminierung aufgrund ihrer Herkunft erfahren zu haben.
