
Deutsche Wirtschaft richtet Osthandel neu aus
n-tv
Auch ohne Russland als Partner feiert der deutsche Handel mit Osteuropa und Zentralasien Rekorde. In den Fokus rücken Länder, die traditionell nicht unbedingt zur ersten Reihe gehören.
Es gibt Sätze, die in diesen Tagen, da sich der Angriff Russlands auf die Ukraine zum ersten Mal gejährt hat, dann doch erstaunen: "Wir haben ein Rekordergebnis im Osthandel" sagte Michael Harms, der Geschäftsführer des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft diese Woche in Berlin. Mit anderen Worten: Während die Ukraine im Krieg versinkt, Geschäfte mit Russland wegfallen und sanktioniert wird, was der Instrumentenkasten hergibt, erzielen deutsche Unternehmen im Austausch mit Osteuropa und Zentralasien ihr bestes Ergebnis überhaupt. 562 Milliarden Euro wurden im Jahr 2022 umgesetzt, 11,5 Prozent mehr als im Jahr davor. Der Handel habe sich, sagt Harms, "erstaunlich robust gezeigt".
Nun ist es mit Zahlen so eine Sache. Da ein wichtiger Teil des Austauschs mit der Region aus der Einfuhr von Brennstoffen wie Kohle, Öl und Gas besteht - oder zumindest bestand - wirken sich natürlich auch die im vergangenen Jahr rabiat gestiegenen Preise für diese Güter auf das Ergebnis aus. Allerdings haben nicht nur die Einfuhren zugelegt, sondern auch die deutschen Exporte, unter dem Strich um satte acht Prozent. Und das, obwohl die direkten Ausfuhren nach Russland um fast die Hälfte eingebrochen sind.
Was also ist da passiert? Harms spricht von einer "verschobenen Gewichtung im Osthandel". Statt mit Russland handeln deutsche Unternehmen jetzt also noch mehr mit Polen, der Slowakei oder Serbien. Das geschieht tatsächlich, vor allem Polen wird immer mehr zu einem der wichtigsten deutschen Wirtschaftspartner überhaupt. Die größten Zuwächse aber fallen bei einer Reihe von Staaten an, die traditionell nicht unbedingt zur ersten Reihe gehören. Die deutschen Ausfuhren nach Kasachstan stiegen 2022 nahezu um 100 Prozent, die nach Usbekistan um 130 Prozent und die nach Armenien sogar um fast 166 Prozent.
