Der Witz aus Wolfsburg
Frankfurter Rundschau
Eine Fehlentscheidung durch Videobeweis sorgt in Wolfsburg für riesige Verärgerung. Der Anteil der Schiedsrichter aus den europäischen Topligen muss erhöht werden. Ein Kommentar
Georgi Kabakow hatte sichtlich Mühe, unbehelligt zum Kabinengang zu gelangen. Wiederholt drängten Spieler des VfL Wolfsburg zum bulgarischen Schiedsrichter, der gerade einen handfesten Skandal der Champions League zu verantworten hatte. Da kämpfte der Werksklub aufopferungsvoll darum, einen 1:0-Vorsprung gegen den FC Sevilla über die Runden zu bringen, als der 35-Jährige einen Elfmeter verhängte, der wie ein schlechter Witz kurz vor Feierabend anmutete.
Mit der Fußspitze hat Josuha Guilavogui den Ball weggespitzelt, dann beim Durchschwingen noch das Schienbein von Erik Lamela streifte – doch es wird nicht einen aktiven Fußballer geben, der diese Szene wirklich als Foul wertet. Unverständlich, dass sich der niederländische Videoassistent Kevin Blom einschaltete, den ohnehin unsicheren Unparteiischen zum Kontrollmonitor schickte und ihm zunächst ein Standbild zeigte, das den unerfahrenen Kabakow auf die falsche Fährte lockte: So entstand einer der lächerlichsten Strafstöße auf dieser Bühne aus einer Verkettung von Fehleinschätzungen. Der gesamte Vorgang untergräbt die Akzeptanz dieses technischen Hilfsmittels.
Der Videobeweis wurde auch in der Königsklasse vor zwei Jahren eingeführt, um klare Fehlentscheidungen zu verhindern – nun wurde aus einer richtigen Bewertung ein womöglich folgenschwer falscher Entschluss, denn das 1:1-Remis kann für den Bundesligisten noch fatale Folgen haben. Jedweder Wolfsburger Ärger, war verständlich. Der FC Bayern hätte bei solch einem Vorfall vermutlich gleich eine Verschwörung finsterer Mächte gewittert.