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"Der Tod war uns sehr vertraut"

"Der Tod war uns sehr vertraut"

n-tv
Thursday, July 21, 2022 03:21:59 PM UTC

Sie mussten schreckliche Verbrechen miterleben: Vier Kinder, die den Holocaust überlebt haben. Das Buch "Aber ich lebe" erzählt ihre Geschichten als Comic. Zeichnerin Barbara Yelin sieht darin die Chance, "Türen in neue Generationen aufzumachen", bevor es keine Zeitzeugen mehr gibt.

"Freiheit ist kein Geschenk des Himmels", sagt David Schaffer. "Man muss jeden Tag dafür kämpfen. Bitte behaltet das in Erinnerung!" Es ist ein bewegender Moment, als der über 90-Jährige diese Gedanken den Zuhörerinnen und Zuhörern im Juni auf dem Comic-Salon in Erlangen mit auf den Weg gibt. Schaffer, der per Videostream aus Vancouver zugeschaltet ist, hat gerade über ein Buch gesprochen, in dem seine Geschichte erzählt wird und die dreier anderer Menschen, die als Kinder den Holocaust überlebt haben, und das nun auf Deutsch bei Beck erscheint: "Aber ich lebe! Vier Kinder überleben den Holocaust".

Das Besondere daran ist die Herangehensweise: Die Lebensgeschichten sind künstlerisch verarbeitet, bleiben aber dank wissenschaftlicher Hilfe nah an den historischen Tatsachen. So erzählt die deutsche Zeichnerin Barbara Yelin die Geschichte von Emmie Arbel, die mehrere Konzentrationslager überlebte, darunter Ravensbrück und Bergen-Belsen. Die amerikanisch-israelische Zeichnerin Miriam Libicki schildert den Lebensweg von Schaffer, der mit seiner Familie nach Transnistrien deportiert wurde. Der israelische Künstler Gilad Seliktar schließlich folgt in seiner Geschichte dem Weg von Nico und Rolf Kamp, die in insgesamt 13 Verstecken in den Niederlanden den Holocaust überleben konnten.

Es ist ein Mammutprojekt, dass die drei Zeichner stemmen - und das nur möglich ist, weil hinter dem Buch ein internationales Netzwerk aus Künstlern, Forschenden und Einrichtungen wie etwa KZ-Gedenkstätten steht, die im umfangreichen Anhang zu Wort kommen. Einen Einblick in die Entstehungsgeschichte des Buches gewährt zudem eine Ausstellung im Erlanger Stadtmuseum, die noch bis Ende August zu sehen ist. Das Projekt namens Narrative Art & Visual Storytelling wird von Kanada finanziert. Angeschoben wurde es von der kanadischen Germanistin Charlotte Schallié, die sich mit dem Holocaust beschäftigt hat und dabei merkte, dass die Comicform bei ihren Studierenden besonders großen Nachhall hatte. Zu den ersten Künstlerinnen, die sie für das Projekt gewinnen konnte, gehörte Yelin, die sich bereits in ihrer preisgekrönten Graphic Novel "Irmina" mit der Erinnerung an die Zeit des Nationalsozialismus beschäftigt hat - damals aus der Perspektive der Täter und Mitläufer.

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