Der Premier mit der Bazooka
Süddeutsche Zeitung
António Costa hat einen Wahlsieg errungen, von dem andere Sozialdemokraten nur träumen können. Ein etwas martialisches Sprachbild half ihm wohl dabei.
Der Mann mit der Bazooka ist wiedergewählt. Portugals sozialistischer Premier hat an diesem Sonntag ein Wahlergebnis eingefahren, von dem viele andere Sozialdemokraten nur träumen können: António Costa errang die absolute Mehrheit für seinen Partido Socialista. Dass Costa dabei seine Bazooka geholfen haben dürfte, ist wohl unbestritten.
Das martialische Sprachbild, das so gar nicht zu dem ruhigen, meist freundlich lächelnden Costa passt, stammt aus dem Frühjahr 2020. Es war kurz nach der ersten Welle der Corona-Pandemie, aus der Portugal im Vergleich zu dem, was noch kommen sollte, vergleichsweise glimpflich herausgekommen war; Portugal wartete auf das geplante Wiederaufbauprogramm aus Brüssel. Als der innenpolitische Druck auf ihn größer wurde und man ihn drängte, einen Krisenplan vorzulegen, sagte Costa damals: Es komme ganz darauf an, welche Waffen die EU Portugal bereitstelle; ob man ihm eine Steinschleuder oder eine Bazooka schicke.
Nun, es kam die Bazooka. Portugal erhält aus dem EU-Fonds 13,9 Milliarden Euro an Hilfen und weitere 2,7 Milliarden als Kredite. Die Metapher von der "europäischen Bazooka" ist an Costa haften geblieben, sie hat ihn auch durch den Wahlkampf begleitet. Und an diesem Sonntag haben die Portugiesen dem 60-Jährigen nun, um im Bild zu bleiben, den Auftrag erteilt, die EU-Milliarden abzufeuern.
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Costa warb während des Wahlkampfs damit, dass er bereits einen Haushalt für das laufende Jahr erarbeitet hatte. Zu diesem hatten ihm im Herbst Linksblock und Kommunisten ihre Zustimmung verweigert. Seit 2015 stand Costa einer sozialistischen Minderheitsregierung vor, die von den beiden kleineren linken Parteien toleriert wurde. "Klapperkiste" nannten die Portugiesen das linke Experiment, halb liebevoll, halb spöttisch.