Der König, für den es nur noch einen Superlativ gibt
n-tv
Eigentlich hätte Rafael Nadal in Paris gar nicht spielen können. Nur ständige Spritzen für den Fuß machen den 14. Triumph des Spaniers bei den French Open möglich. Dass es so nicht weitergehen kann, weiß der König von Paris selbst. Ein bitteres Ende droht.
In der französischen Monarchie mangelt es nicht an schillernden Königsfiguren. Es gab den "Dicken". Es gab den "Frommen". Es gab den "Löwen", den "Heiligen", den "Guten", den "Freundlichen", den "Wahnsinnigen". Und es gibt Rafael Nadal, den "Übermächtigen". Oder besser: Den "Übermächtigsten, den es je gab". Zumindest auf der roten Asche von Roland Garros. Kein Tennisspieler je zuvor und womöglich auch nie wieder, hat diesen heiligen Untergrund bei den French Open so sehr zu seinem Untertanen und Freund gemacht, wie der spanische Gigant. Am Sonntag gelang ihm der 14. Triumph bei der 17. Teilnahme. Kein existierender Superlativ wird dem gerecht.
Das Duell mit dem Norweger Casper Ruud, immerhin der Nummer acht der Welt, war gnadenlos einseitig. Auch wenn Nadal bei weitem nicht sein bestes Tennis spielte. Er machte sogar überraschend "viele" Fehler, beendete das Match dann aber auf so typische Weise. Er legte sich den 23-Jährigen mit seinem überragenden Winkelspiel zurecht, ehe er eine Rückhand die Linie entlang krachen ließ - ins Glück. Zu seinem 22. Triumph bei einem Grand Slam. Er hat seine ewigen Rivalen Roger Federer und Novak Djokovic damit nun zwei Titel abgehängt. Der Sieg gegen Ruud war bereits der 112. (!) im 115. (!) Match in Paris. Die Bilanz der Niederlagen ist schnell zusammengefasst: Zweimal unterlag er Djokovic und einmal dem längst vergessenen Schweden Robin Söderling.
Wie viele Siege der "König von Paris" in Roland Garros noch feiern wird? Völlig unklar. Denn Nadal zittert um die Fortsetzung seiner Karriere. Das deutete er am späten Sonntagnachmittag an. Doch die Dimension seiner Worte ging unter, als er sagte: "Ich weiß nicht, was in Zukunft passiert, aber ich werde weiter kämpfen." Eine kollektive Erleichterung machte sich breit, schließlich lasteten Rücktrittsgerüchte schwer über den Court Philippe Chatrier.