
Der Herr des Ringtauschs im Auenland
n-tv
Die Königin ist tot, es lebe der König! Und die Ukraine! Darum lasset uns gemeinsam für den Frieden beten und singen: "Panzer, Panzer, du musst wandern von dem einen Ort zum andern. Oh, wie schön, oh, wie schön, lasst den Panzer nur nicht steh'n."
Schreckliche Zeiten sind's! Voller Probleme. Als anständiger Mensch muss man sich gerade entscheiden, ob man in seinem Whatsapp-Profil die ukrainische oder britische Flagge anzeigen lässt, ob man seine Trauer mit einem bombardierten Volk oder einer verstorbenen Durchlaucht zum Ausdruck bringt. Wer, wie wir Wohlstandsdeutschen im Auenland lebt, in der die Welt noch ein bisschen mehr in Ordnung ist als anderswo, wo es immer noch volle Supermärkte, Wohnhäuser mit Thermofenstern und ein bisschen Strom gibt, hat die Qual der Wahl.
Wer nicht will, muss nicht trauern, niemand ist gezwungen, mit den Ukrainern, der Queen oder beiden Mitleid zu haben. Wie im Swinger-Club: Alles kann, nichts muss. Die Woken haben keine Miene verzogen, als die Queen das Zeitliche segnete, geschweige denn eine Träne vergossen. Denn, das weiß ja schließlich jede und jeder: "Die im Namen der Krone verübte koloniale Gewalt hat die Queen weder verhindert noch sich angemessen dafür entschuldigt. Es ist okay, nicht traurig über ihren Tod zu sein." Letzter Satz, gelesen im Internet, zeigt, wie tolerant die Toleranten sind. Er besagt: Wer trauern will, soll es gerne tun, das Trauern soll nicht verboten werden. Danke.
Derweil geht das Leben weiter. Die Königin ist tot, es lebe der König! Nicht nur der englische, sondern auch unser König Olaf der Unklare. Er lebe hoch, hoch, hoch! Gerade in diesen traurigen Zeiten brauchen wir Führungspersonal, auch wenn es nicht führt und wir keine Ahnung haben, wohin es will. Aber einer muss das Sagen haben. Oder das Schweigen. Das beherrscht König Olaf der Unklare wie kein anderer Monarch auf unserem nur scheinbar im Untergang befindlichen Planeten.
