Der gerissene Max Kruse
Süddeutsche Zeitung
Der Stürmer geht überraschend von Union Berlin zurück zu den Niedersachsen. Seinen bisherigen Klub trifft der Transfer unerwartet - Kruse gibt unverhohlen zu, dass Geld eine Rolle spielte.
Männer im vorgerückten Alter, so lautet ein Klischee, seien erpicht darauf, die wilden Jahre ihres Lebens zurückzuholen. Manche kaufen sich dann vielleicht einen flotten Sportwagen, andere gehen ins Casino und zocken mit einem Haufen Geld, wiederum andere besuchen Tanzlokale und vergleichbare Etablissements. Vorausgesetzt, sie haben das nötige Kleingeld für diesen Lebenswandel erwirtschaftet.
Max Kruse, 33, hat zumindest für einen Fußballer ein fortgeschrittenes Alter erreicht. Und er wird, wie am Sonntagabend bekannt wurde, an seine sündigste Karrierestation zurückkehren: Der Angreifer verlässt Union Berlin und schließt sich bis 2023 dem VfL Wolfsburg an, wo er bereits in der Saison 2015/2016 unter Vertrag war.
Der Stürmer wechselt von Union Berlin zurück zu den Niedersachsen. Seinen bisherigen Klub trifft der Transfer unerwartet.
Im ersten Moment könnten es VfL-Anhänger als Warnung verstehen, wenn Kruse mit dem Satz zitiert wird, die "gemeinsame Geschichte" mit dem Werksklub sei "noch nicht zu Ende geschrieben". Kruse war in seiner kurzen Zeit in Wolfsburg eher dadurch aufgefallen, sein Privatvergnügen über berufliche Ambitionen zu stellen, er hat zum Beispiel 75 000 Euro Barvermögen bei einer nächtlichen Taxifahrt verloren lassen und während einer Länderspielreise angeblich mal Frauenbesuch im Hotelzimmer erhalten. Überdies demolierte er bei einem Nachtclub-Besuch das Handy einer Reporterin, er soll zu viel Nuss-Nugat-Creme gegessen haben und wurde vom Bundestrainer folgerichtig aus der DFB-Elf getilgt.
Kurz: Ausgerechnet in der biederen Autostadt hätte Kruse beinahe nicht nur eine Menge Pokerchips, sondern auch seine immense Begabung verzockt.