Davos funkt SOS
n-tv
Die Folgen des Ukraine-Krieges und der Corona-Pandemie stellen die Agenda des Davoser Weltwirtschaftsforums auf den Kopf. Noch nie kamen so viele Krisen zusammen. Für die einst philosophischen Diskussionen über eine bessere Welt ist kein Platz.
Davos hat seinen Glanz verloren. Fünf Jahrzehnte bahnten sich Entscheider aus Politik und Wirtschaft ihren Weg durch die verschneiten Gassen des Graubündner Bergortes - immer im Januar. Die Weihnachtstage und der Jahreswechsel waren gerade vorüber. Egal, wie groß die Herausforderungen - etwa durch die Folgen der Finanzkrise oder Trumps Haudrauf-Politik - auch wirkten: Optimismus, dass das neue Jahr ein gutes würde, machte sich breit.
Diesmal nicht. Und das liegt nicht nur am fehlenden Schnee, der den Luftkurort in eine gemütliche und nachweihnachtliche Stimmung getaucht hat. Um nicht als Superspreader-Event Schlagzeilen zu machen, wurde das Forum auf das Frühjahr verschoben. Unter den rund 2000 Gästen aus aller Welt macht sich in diesen Frühlingstagen eine spürbare, ganz besondere Unsicherheit breit, wie es wohl weitergeht mit der Weltwirtschaft.
Auf den ersten Blick wirkt in Davos vieles wie immer. Entlang der Promenade, der Davoser Shopping-Meile, wurden auch diesmal Boutiquen und Möbelläden zu hippen Repräsentanzen aufmerksamkeitsheischender Unternehmen oder gleich ganzer Länder umgebaut. Viele Hotels und Restaurants sind - wie immer in der Tagungswoche - gnadenlos überteuert. Das riesige Aufgebot von Polizisten und Militär ist nicht zu übersehen.
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