
"Das Vogelgrippe-Virus ist ein wahrer Anpassungskünstler"
n-tv
Genau vor einem Jahr geht die besorgniserregende Nachricht um die Welt: In den USA wird erstmals eine Vogelgrippe-Infektion bei einer Milchkuh nachgewiesen. Seitdem breitet sich dort H5N1 unter den Nutztieren rasant und anscheinend unaufhaltsam aus. Warum das Land den Ausbruch nicht in den Griff bekommt, was das für Deutschland und Europa bedeutet und ob schon die nächste Pandemie droht, erklärt Virologe Martin Schwemmle von der Universität Freiburg im Interview mit ntv.de.
ntv.de: Herr Schwemmle, warum bekommen die USA den Vogelgrippe-Ausbruch selbst nach einem Jahr nicht im Griff?
Martin Schwemmle: Wir können uns nicht vorstellen, wie groß diese Farmen sind, wie viele Kühe es dort gibt und wie viel Milch dort täglich gemolken wird. In Deutschland sprechen wir bereits bei 100 Milchkühen von einem mittelgroßen Betrieb. In den USA sind es nicht selten weit mehr als 1000 Tiere. Gleichzeitig gibt es sehr viele Ausbrüche beim Geflügel und bei Wildvögeln, was das Risiko für Neueinträge erhöht. Außerdem werden schon immer Kühe von einer Farm zur anderen transportiert, sodass sich das Virus zwischen verschiedenen Bundesstaaten ausbreiten kann. Eine große Schwierigkeit bei der Eindämmung ist aber auch der großindustrielle Melkvorgang.
