
"Das 'Veggie-Wurst'-Verbot dient genau einer Gruppe"
n-tv
Geht es nach dem EU-Parlament, sind Begriffe wie Schnitzel, Burger und Wurst künftig Fleischprodukten vorbehalten. "Soja-Schnitzel", "Veggie-Wurst" oder "veganer Burger" wären damit passé. Der von einer EVP-Politikerin eingebrachte Antrag bekam jüngst eine Mehrheit aus Rechtsaußen-Fraktionen und Teilen der konservativen Fraktion. Sollten die Mitgliedsstaaten im nächsten Schritt zustimmen, müssten Hersteller von Fleischersatzprodukten auf andere Bezeichnungen ausweichen. Für die Unternehmen wäre das die reinste Katastrophe - und für Verbraucher kaum mehr als Chaos im Supermarkt, prophezeit Hans-Georg Häusel. Der Psychologe und Marketing-Experte erklärt, warum es um weit mehr als eine schlichte Umbenennung geht - und wer von der Aktion tatsächlich profitieren würde.
ntv.de: Die EVP argumentiert mit dem Verbraucherschutz für ein Namensverbot von "Veggie-Wurst", "Soja-Schnitzel" und Co: Die Begriffe würden ein "echtes Verwechslungsrisiko" bergen. Führt die aktuelle Rechtslage zu Verwirrung im Supermarkt?
Hans-Georg Häusel: Ganz deutlich: Nein. Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass Verbraucher einen Veggie-Burger in den Einkaufswagen legen und denken, es sei Schweine- oder Rindfleisch. Vielmehr versteht der Verbraucher, dass es sich bei Burger, Schnitzel und Wurst um Kategorien handelt. Ebenso wie er bei der Bezeichnung "Geflügelschinken" nicht verwirrt ist, sondern weiß, dass es Geflügelschinken und Schweineschinken gibt. Es wäre möglicherweise anders, wenn der Zusatz "Veggie" oder "fleischlos" nur kleingedruckt auf der Rückseite stehen würde. Aber soweit ich dies im Supermarkt verfolgen konnte, ist das nicht der Fall. Damit halte ich das Argument des Verbraucherschutzes für vorgeschoben.
