Das Schicksal hasst Gareth Southgate
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Gareth Southgate hat bei dieser Fußball-EM einen klaren Plan. Und bis zur 120. Minute im Finale gegen Italien geht er auf. Doch mit seiner letzten Idee scheitert der englische Nationaltrainer krachend. Für Southgate setzt sich eine tragische Heldenreise fort.
Gareth Southgate hat bei dieser Fußball-Europameisterschaft alle Entscheidungen richtig getroffen. Das hatte Alan Shearer in den vergangenen Tagen gesagt. Shearer und Southgate kennen sich gut. Sehr gut. Sie sind Teil der Schicksalsgemeinschaft, die 1996 bei der Heim-EM das Halbfinale gegen Deutschland im Elfmeterschießen verloren hatte. Der überragende Stürmer Shearer hatte damals in Wembley früh das 1:0 erzielt (3.). Und er hatte im Duell vom Punkt den ersten Strafstoß verwandelt. Southgate hatte den letzten englischen Versuch in die Arme von Andreas Köpke gezittert. Der Innenverteidiger wurde zur tragischen Figur auf der Insel. 25 Jahre später ist Southgate nun auf dem Weg zum großen Helden. Er führt die englische Nationalmannschaft ins Finale der EM. Weil er eben alle Entscheidungen richtig trifft. Es sind durchaus schmerzhafte Entscheidungen dabei. Schmerzhaft für Talente wie Jadon Sancho oder Marcus Rashford. Schmerzhaft für Freunde des schönen Spiels. Denn Southgate schöpft das offensive Talent seines Kaders, das in Europa derzeit wohl einmalig ist, nicht aus. Er setzt auf eine gnadenlos gut verteidigende Mannschaft, die sich im Spiel nach vorne auf die Extraklasse ausgewählter Protagonisten verlassen kann, auf Harry Kane und Raheem Sterling vornehmlich. Ja, so hat der Trainer seine Mannschaft nach Wembley geführt (wobei das der falsche Ausdruck ist, denn sechs von sieben Spielen durften die Three Lions daheim absolvieren), ins Finale.Der VfL Bochum hat geschafft, was ihm niemand zugetraut hat: Trotz der 0:3-Niederlage im Relegationshinspiel den Abstieg aus der Bundesliga noch zu verhindern. Doch im Rückspiel bei Fortuna Düsseldorf wächst der Revierklub über sich hinaus, geht nach 70 Minuten mit 3:0 in Führung. Danach fallen keine Tore mehr aus dem Spiel - und im Elfmeterschießen vollbringt der VfL das Wunder.
Vor zwölf Jahren stand die Düsseldorfer Fortuna schon einmal in der Relegation. Und gerade die zweite Partie ist bis heute legendär. Denn als plötzlich ein Mann noch vor Abpfiff des Spiels auf dem Rasen hockte und einen der beiden Elfmeterpunkte aus dem Grün herausschnitt, dachte nicht nur der alte Fuchs Otto Rehhagel, er wäre im falschen Film!