
Das Kakao-Zentrum der Welt entscheidet über seine Zukunft
n-tv
Seit über einem Jahrzehnt präsentiert die Regierung von Präsident Ouattara in der Elfenbeinküste einige der größten Wachstumsraten Afrikas. Die Infrastruktur wird ausgebaut, Kreditgeber loben das Land. Hinter den beeindruckenden Statistiken verbergen sich Ungleichheiten.
Das Land Côte d’Ivoire, weltweit führender Kakaoproduzent und eine der dynamischsten Volkswirtschaften Westafrikas, steht vor einer richtungsweisenden Wahl. An diesem Samstag sind die Ivorer aufgerufen, ihre Stimmen in einer Präsidentschaftswahl abzugeben, die von Kontroversen und wachsendem Misstrauen überschattet ist. Unter der Oberfläche des wirtschaftlichen Erfolgs, der sich vor allem in der Metropole Abidjan widerspiegelt, geraten die politischen Grundlagen des Landes erneut ins Wanken.
Côte d'Ivoire, früher bekannt als Elfenbeinküste, hat eine turbulente politische Entwicklung hinter sich und schwankt zwischen demokratischem Fortschritt und autoritären Rückfällen. Nach dem Militärputsch von 1999 führten aufeinanderfolgende Krisen - darunter der Bürgerkrieg zwischen 2002 und 2007 sowie die Präsidentschaftswahl von 2010 - zu einer Vertiefung der nationalen und identitätsbezogenen Spaltung. Unter Präsident Alassane Ouattara begann eine Phase relativer Stabilität und anhaltenden Wirtschaftswachstums, doch strukturelle Ungleichheiten und ein fragiler nationaler Zusammenhalt bestehen weiterhin. Trotz bedeutender Infrastrukturentwicklungen bleiben die sozialen Unterschiede akut. Die aufgrund von Verfassungsvorgaben umstrittene dritte Amtszeit von Ouattara, die 2020 begann, und der Eindruck ethnischer Bevorzugung unterstreichen zudem anhaltende Schwächen des politischen Systems: persönliche Herrschaft, politisierte Institutionen und die Instrumentalisierung von Identität.
Die anstehende Wahl lässt alte Geister wieder aufleben. Trotz einer Begrenzung auf zwei Amtszeiten in der Verfassung strebt der seit 2011 amtierende Präsident eine vierte Amtszeit an. Der 83-Jährige argumentiert, dass die Verfassungsreform 2016 die Zählung seiner Amtszeiten zurückgesetzt habe. Der Verfassungsrat stimmte seiner Kandidatur zu und schloss gleichzeitig wichtige Herausforderer aus, darunter den ehemaligen Präsidenten Laurent Gbagbo und den ehemaligen CEO der Credit Suisse, Tidjane Thiam. Als Gründe wurde auf strafrechtliche Verurteilungen beziehungsweise Staatsangehörigkeitsstreitigkeiten verwiesen. Für viele Ivorer sieht dies weniger nach Legalität als nach Choreografie aus.
