Das Fußball-Genie, das Deutschland spaltete
n-tv
Mesut Özil beginnt seine Karriere bei Schalke 04 im August 2006. Sie endet über 16 Jahre später bei Basaksehir in der Türkei. Einmal ist er der größte Star des deutschen Fußballs. Dann beginnt ein ungebremster Absturz. Bei seinem letzten Auftritt in Deutschland wird er ausgepfiffen. Was ist passiert?
Er steht in der Tradition der größten Spielmacher aller Zeiten um Michel Platini, Socrates oder Juan Riquelme - und dennoch ist er fast vergessen: Mesut Özil ist bis zu diesem Mittwoch offiziell aktiver Fußballprofi. Wobei die Bezeichnung aktiv irreführend ist. In acht Spielen Basaksehir FK steht er in dieser Saison gerade einmal 187 Minuten auf dem Platz. 45 davon spult er am 2. Februar ab. Es sind tatsächlich die letzten in seiner Karriere, hernach entscheidet er, dass die Fortsetzung seiner ebenso großartigen wie polarisierenden Laufbahn keinen Sinn mehr macht. Wenige Tage später kommen die ersten Gerüchte auf. Bis zu seiner endgültigen Entscheidung dauert es beinahe zwei Monate. Dann ist es vorbei: Auch, weil der Körper nicht mehr so richtig will. Rückenprobleme stellen ihn diese Saison monatelang außer Dienst.
An seinen besten Tagen, und er hat viele beste Tage, kann Özil den tödlichen Pass in die Spitze mit einer ungeheuren Präzision spielen. Er sieht Laufwege, die sonst keiner sieht. Er macht das bei Real Madrid an der Seite von Cristiano Ronaldo, beim FC Arsenal und natürlich auch in der deutschen Nationalmannschaft. Aufgrund dieser einzigartigen Fähigkeiten schneidet Bundestrainer Joachim Löw das Spiel seiner Offensive auch fast komplett auf ihn zu. Bei der WM 2010 deutet sich an, wie gewinnbringend das sein kann. Vier Jahre später zahlt es sich aus. Doch den Heldenstatus, den sich der Spielmacher international erworben hatte, der bleibt ihm in Deutschland überwiegend verwehrt. Das Ende seiner Karriere im DFB-Team wird sogar richtig schmutzig und artet in eine rassistische Debatte aus.
Kurz vor der peinlich vergeigten Weltmeisterschaft 2018 in Russland lassen sich Özil und sein DFB-Kollege İlkay Gündoğan und Mesut Özil mit dem international umstrittenen, türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan ablichten. Ein knackiger Shitstorm ergießt sich über die beiden Fußball aus dem Ruhrgebiet. Doch während Gündoğan später spricht, schweigt Özil lange - und vergiftet damit auch die Diskussion um seine Person, die jegliche Hemmung verliert und zu einer der dreckigsten der jüngeren deutschen Fußballgeschichte wird. Über Monate hinweg.
Volle Stadien, viel los beim Public Viewing, Millionen Fußballfans in Deutschland: Die Fußball-Europameisterschaft lockt die Massen an. Für die Sicherheitsbehörden ist das eine große Herausforderung. Besucher müssen sich auf strenge Kontrollen einstellen, auch, weil es gleich mehrere Bedrohungslagen gibt.