Das Finanzamt ist außen vor
Frankfurter Rundschau
Im deutschen Amateurfußball gibt es nach Recherchen der ARD ein massives Finanzproblem mit Barzahlungen, bei denen weder Steuern noch Sozialabgaben abgeführt werden. Ein Kommentar
Geld in bar im Umschlag fürs Fußballspielen? Hat auch der Autor dieser Zeilen in Studentenzeiten überreicht bekommen. Mitte der 1980er Jahre, Oberliga. Das Hobby als Studentenjob, derweil sich die Kumpels mühevoll ihr Taschengeld durch Kistenpacken, Kellnern oder an der Kasse der örtlichen Tankstelle verdienen mussten.
Wie das damals funktionierte, bis zu 600 Mark im Monat vom Abteilungsleiter überreicht zu bekommen, einfach so, ohne Quittung? Keine Ahnung! Hat uns Spieler nicht weiter beschäftigt. Nie was gehört vom Finanzamt. Zwei Paar Fußballschuhe und Trainingsklamotten gab’s umsonst obendrauf.
35 Jahre später hat die ARD-Rechercheredaktion um Hajo Seppelt und Wigbert Löer näher hingeschaut. Fazit: Es hat sich nichts geändert am Gebaren von Klubs und Amateurkickern.
Die Frankfurter Rundschau fragte bei Schatzmeistern niederklassiger Klubs nach. Danach lassen sich Beträge unter 250 Euro im Monat, die den Spielern gegen Quittung ausgezahlt werden und für die der Verein ordentliche Einnahmen gegenbuchen kann, als „Aufwandsentschädigung“ (vor allem für Fahrkosten und Ausrüstung) steuerfrei stellen.
Ausgewählte Topspieler sind jedoch selbst in der A-Klasse nicht bereit, Quittungen zu unterschreiben. Sie bekommen ihr Geld bar ohne Nachweis. Oft handelt es sich dabei um Zuwendungen, die Gönner dem Schatzmeister oder Fußballvorstand zuvor bar im Umschlag überreicht haben und die dann direkt weiter an den Spieler gereicht werden. Das Finanzamt bekommt davon nichts mit. In der Regel erfahren auch die Mitspieler nichts davon, damit keine Neiddebatte entsteht. Selbst in Vorständen von Fußballabteilungen wird das Thema bewusst kleingehalten, um nicht zu viele Mitwisser einzuweihen.