Das 9/11-Museum in New York: Am Abgrund von Ground Zero
Frankfurter Rundschau
Das Museum am Ground Zero in New York ist ein Ort, an dem der Schrecken bewusst inszeniert wird. Überlebende von 9/11 meiden ihn aus gutem Grund
Anthony Cipriano kann sich genau an den 11. September 2001 und die Zeit danach erinnern. Das Ereignis war für ihn wie für die meisten Menschen in New York so prägend, dass es sich tief in sein Gedächtnis gegraben hat. „Es lag eine Stimmung in der Stadt, wie es sie vorher und seither nie gegeben hat.“ Anthony hatte damals eine Kneipe im East Village, eine schlichte Bar, in der die Leute aus der Nachbarschaft sich trafen, ihr Bier tranken und sich über Gott und die Welt austauschten. Zu den Stammgästen gehörten auch die Feuerwehrleute der Ladder 11, einer Wache an der Second Street, die sich nach ihrer Schicht hier auf dem Nachhauseweg den Ruß aus den Kehlen spülten. Jetzt steht Anthony an der Gedenkstätte für die Opfer des 11. September, jenen beeindruckenden Wasserfällen ins Nichts auf dem Grundriss der gefallenen Türme, und liest die eingravierten Namen der Feuerwehrleute von Ladder 11, die er gekannt hat. Michael Cammarata etwa, John Kelly oder Edward Day. „Wir haben noch wochenlang darauf gehofft, dass sie einfach wieder in den Schankraum kommen“, sagt er. Dann, irgendwann, fing man unter den Stammgästen an, Geld für die Angehörigen zu sammeln. Das Andenken an die sieben Feuerwehrmänner, die bei ihm Woche für Woche an der Theke standen, fährt Cipriano tief in die Glieder, er muss mit den Tränen kämpfen. Deshalb kommt er auch nicht oft hierher. „Ich habe das einmal erlebt. Das reicht.“ Aus eben diesem Grund hat Anthony bislang auch noch nie den Weg in das 9/11-Museum gefunden, dessen Eingang sich keine 100 Meter von dem Punkt, an dem er gerade steht, befindet. „Das Spektakel tue ich mir nicht an“.More Related News