Darmstadt: Flüchtling springt aus dem Fenster
Frankfurter Rundschau
Aus Angst vor Abschiebung springt ein 35-jähriger Pakistani aus dem ersten Stock. Darmstadts Bürgermeisterin Akdeniz spricht von unerträglichen Umständen und fordert von der Bundesregierung klare Aufenthaltsbedingungen.
Aus Panik, abgeschoben zu werden, ist ein 35 Jahre alter Mann aus Pakistan aus dem Fenster einer Darmstädter Flüchtlingsunterkunft gesprungen. Bei dem Sturz aus dem ersten Stock habe er sich so schwer verletzt, dass er ins Krankenhaus eingeliefert werden musste, sagte Samar Khan vom Hilfsverein „Wir sind Pakistan“ der Frankfurter Rundschau. Der Mann soll stundenlang hinter dem Haus gelegen haben, bis eine Securitymitarbeiterin ihn entdeckte. „Er hatte totale Angst, als die Polizei kam, weil er dachte, sie wolle ihn abholen“, sagte Khan. Dabei habe der 35-Jährige eine Duldung. Die Polizei sei wegen eines anderen Pakistanis gekommen, den sie in die Abschiebehafteinrichtung in Darmstadt-Eberstadt bringen wollte.
Das Polizeipräsidium Südhessen bestätigte auf Anfrage, es sei am Dienstag damit beauftragt gewesen, einen Bewohner in der Unterkunft aufzusuchen und festzunehmen. Dem Betroffenen sei aber die Flucht aus dem Gebäude gelungen. Die Fahndung nach ihm laufe. Ein weiterer Bewohner, den die Polizisten nicht gesucht hätten, sei „aus bisher nicht nachvollziehbaren Gründen beim Erblicken der Polizeibeamten unvermittelt aus einem Fenster des ersten Obergeschosses“ gesprungen, erläuterte Polizeisprecherin Andrea Löb.
Der Vorfall im Flüchtlingswohnheim in der Otto-Röhm-Straße sei „äußerst tragisch“, sagte Bürgermeisterin und Sozialdezernentin Barbara Akdeniz (Grüne) der FR. Es sei wichtig, dass die Leute, die zum Teil seit 2015 ihren Lebensmittelpunkt hier hätten, „endlich sichere Aufenthaltsbedingungen bekommen“. Diese Menschen lebten unter angsteinflößenden Umständen. „Für den Einzelnen ist es unerträglich, wenn er dauernd Angst haben muss, abgeschoben zu werden.“ Akdeniz fordert, die Bundesregierung solle endlich klare Bedingungen schaffen.